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Vom Handwerk zur Kunst

Sto-Stiftung fördert das Heavy Metal Praxiscamp

Der Landesverband Farbe Gestaltung und Bautenschutz Hessen hat ein einzigartiges Pilotprojekt auf die Beine gestellt. Vom 22. – 28. August trafen sich sieben ausgewählte Maler- bzw. Kirchenmaler-Auszubildende im Hotel Jagdschloss Kranichstein in Darmstadt zum „Heavy Metal Workcamp“. Gefördert wurde die Veranstaltung von der gemeinnützigen Sto-Stiftung.

Unter dem Motto „Tradition meets modern Technics“ wurden den Azubis im 2. und. 3. Lehrjahr historische und moderne Metallbeschichtungstechniken vermittelt. Der Lehrgang, organisiert durch Geschäftsführerin Ingeborg Totzke und ihren Kollegen Ralf Dreßbach, sollte einen Teilbereich des Malerhandwerks beleuchten, der vielen Außenstehenden gar nicht bekannt ist. Die 7-tägige Veranstaltung, der ein Jahr Planung vorausgegangen war, beschränkte sich jedoch nicht nur auf praktische Arbeiten in der historischen Werkstatt am Jagdschloss Kranichstein, sondern bot ebenso viele Außentermine in und um Frankfurt, bei denen die Liebighausausstellung „Bunte Götter“, das Städel Museum und die Darmstädter Matildenhöhe besucht wurden. „Wir wollten ein rundes Programm konzipieren, das sowohl Praxis und Theorie als auch Kultur beinhaltet“, erklärte Ingeborg Totzke. „Alle Veranstaltungen sind themenbezogen und haben immer eine direkte Verbindung zum Workcamp“.

Rund-um-Programm: Praxis, Theorie und Kultur

In der Werkstatt wurden vormittags Grundlagen der Metallbeschichtung, vor allem der Polimentvergoldung, vermittelt. Geleitet wurden die praktischen Arbeiten vom Malermeister Sven Mohr vom Malerbetrieb Steuernagel und Lampert. Die Azubis fertigten unter seiner Anleitung im Verlauf der Woche eigene Werkstücke an.

Ergänzt wurden die praktischen Übungen durch ein breites Rahmenprogramm wie der Besuch in der Tapeten Manufaktur Julius Hembus in Frankfurt. Der Inhaber, Malermeister Karl Moosbrugger, nahm sich Zeit, die angehenden Maler in die Welt der historischen Tapetengestaltung bzw. der Denkmalpflege einzuführen. Alle Stücke werden von Hand hergestellt, was jede Tapete zu einem Unikat macht. Ingeborg Totzke war bei der Veranstaltung wichtig, die „guten jungen Leute mit den Erfahrenen zusammenzubringen.

Detailverliebtheit und Kunstfertigkeit zeichnen die Arbeit aus

Die Führung durch die Altstadt von Frankfurt zeigte den Azubis, dass die Arbeit von Malern wirkliche Kunst sein kann. Ihnen wurde vom eigens bestellten Stadtführer die Sehenswürdigkeiten gezeigt und die jeweilige Arbeit, die hinter den historischen Bauwerken und Werkstücken steckt, nähergebracht. Erster Stopp war das Renaissancehaus Zur Goldenen Waage und sein Dachgarten das „Belvederchen“. Auch der Frankfurter Römer und das Karmeliterkloster sind Etappen der Tour.

Campteilnehmerin Dorothea Ripken, Auszubildende im zweiten Lehrjahr bei der Firma Steuernagel und Lampert, dessen Texturwerk das Deckenfresko des „Belvederchen“ erstellt hat, erwähnt immer wieder das Wort „Leidenschaft“, wenn Sie von ihrer Lehre spricht. „Leidenschaft braucht es, wenn es um die Kirchenmalerei geht“, erzählt Dorothea. Denn der Anspruch an die Arbeit ist hoch. Alles muss möglichst perfekt gestaltet werden, wenn historische Figuren und Gebäude restauriert werden. „Es ist in gewisser Weise Altenpflege für Gebäude“, scherzt die gebürtige Thüringerin.

Beim Besuch der Firma Steuernagel und Lampert zeigte sich, wie abwechslungsreich der Beruf des Malers sein kann. Die Firma wird von Malermeister Jörg Held geleitet und bildet seit 2012 Kirchenmaler aus. Zu diesem Handwerk gehört auch das Vergolden, Stuckieren und die Metallveredelung. Gleichzeitig werden im zugehörigen Texturwerk alte Legierungsrezepte rekonstruiert, die in aufgekauften Büchern gefunden wurden. Auch das ist Teil dieses Berufs.

Der Beruf des Malers ist vielfältiger als viele glauben

Das Heavy Metal Praxiscamp war für die Auszubildenden eine Erfahrung, die sie nicht so schnell vergessen werden. Nicht nur wegen der erlernten Techniken, sondern wegen der Erkenntnis, wie breit der Beruf des Malers angelegt ist. Er ist – das wurde in diesen Tagen deutlich – durchaus ein künstlerischer Beruf. Einer der berühmtesten Frankfurter Söhne, Johann Wolfgang von Goethe, hat es treffend beschrieben: „Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben, vom Pfuschen nie.“

Pressemitteilung und Bildmaterial zum Download

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Anne Bambauer, Stiftungsrätin Kommunikation
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