Stiftungsprofessur
Neue Impulse für die Architektur
Die Sto-Stiftung setzt sich aktiv für die Förderung des internationalen Austauschs in der Architekturlehre ein. Ein erheblicher Teil dieser Bemühungen fließt in die Unterstützung herausragender Lehrveranstaltungen weltweit, darunter Summer Schools und studentische Hilfsprojekte. Ein weiterer Fokus liegt auf der finanziellen Unterstützung von Vortragsreihen an verschiedenen Hochschulen, insbesondere dem internationalen Format November Talks.
Der Blick in die heutigen Hochschullandschaft zeigt, wie unterschiedlich Architektur in Lehre und Forschung angelegt und geprägt ist: Jede Fakultät hat ihre spezifischen Eigenschaften und Schwerpunkte. Mit dem Ziel, den internationalen Austausch im zentralen Bereich der Architekturlehre nachhaltig zu fördern und zu vertiefen, haben wir 2018 eine Stiftungsprofessur ins Leben gerufen. So wollen wir diese Vielfalt nutzen, um innovative Ansätze und kreative Entfaltung in Lehre und Forschung einzuführen und dauerhaft zu etablieren. Ein Ziel ist das Infragestellen herkömmlicher Herangehensweisen an etablierte Planungs- beziehungsweise Bauprozesse in der Architektur.
Universitäten, Technische Universitäten und Akademien in ganz Deutschland haben in der Regel die Möglichkeit, sich um die Einrichtung dieser Stiftungsprofessur zu bewerben. Die Gastprofessur wird zunächst für einen Zeitraum von zwei Jahren an einer Hochschule verankert und anschließend neu ausgeschrieben. Die Entscheidung darüber, ob eine oder mehrere Personen während dieses Zeitraums berufen werden, sowie der Lehrbereich, in dem die Professorinnen und Professoren tätig sein werden, obliegen sowohl der Hochschule als auch der Sto-Stiftung.
Ziele der Stiftungsprofessur am KIT
Einbindung aktueller Themen in die Entwurfsausbildung – Thema Kreislaufwirtschaft
Etablierung zusätzlicher Entwurfskurse mit experimentellem Charakter – sehr beliebt bei Studierenden
Entwicklung von konzeptionellen Ideen zum Umgang mit Materialien – Thema Ressourcen
Breitenwirkung der Thematik - Entwicklung neuer Netzwerke und nachhaltiger Kontakte
Sustainable Materials for a new Architectural Practice – Entering a Circular Economy
KIT-Fakultät für Architektur | Wintersemester 2021/22 - Sommersemester 2023
„In the future, architects and engineers will have to build in a way that is cycle-compatible for more and more people, using fewer and better materials.”
Aus dem Research-Seminar ‘Bau auf!’ im Rahmen der Stiftungsprofessur am KIT.
Die Gastprofessuren am KIT widmete sich der Frage, wie wir in Zeiten des Klimawandels und einer immer eklatanter werdenden Ressourcenverknappung und Verschmutzung unserer Umwelt durch einen nachhaltigen Umgang mit Materialien verantwortungsvoll beim Bauen mit unseren natürlichen Ressourcen umgehen können. Neben Lehrveranstaltungen im Masterstudiengang Architektur fanden öffentliche Veranstaltungen wie Vorträge oder Symposien statt. Die Thematik passte sich den Vorgaben der Europäischen Union an, wie sie die Präsidentin der Kommission, Ursula von der Leyen, am 14. September 2020 vorgestellt hat. Die Fakultät erwartete ebenfalls Impulse für eine Entwicklung des New Europe Bauhaus.
Ein Dank geht an alle beteiligten Gastprofessorinnen und Gastprofessoren:
- Kerstin Müller und Oliver Seidel | baubüro in situ ag, Basel
- Maarten Gielen mit Prof. Anapuma Kundoo | Rotor asbl-vzw, Brüssel und Anupama Kundoo architects, Pune, Pondicherry/IN, Berlin/DE
- Peter van Assche und Katja Hoogendorn | bureau SLA – we are architects, Amsterdam
Lehrveranstaltungen | Vorträge | Ausstellungen
RE-CONSTRUCT BETTER!
Architektinnen und Architekten können es sich nicht mehr leisten, weiterhin Gebäude abzureißen. Doch manchmal ist der Abriss unvermeidlich und muss stattfinden. Welches Potenzial stecken in einem solchen Prozess? Welche Gestaltungsprinzipien geben die wiederverwendeten Bauteile vor? Gemeinsam mit der Stadt Karlsruhe untersucten die Teilnehmenden, inwiefern das Material der Stadt in den Gebäudeentwürfen Verwendung finden kann. Das Thema behandelte einen Betriebshof, der gleichzeitig ein anstehendes Projekt in Karlsruhe war. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft erforschten die Studierenden, inwiefern sie CO2-Fussabdruck, Abfall und Kosten durch geschickte Entwurfsstrategien minimieren können. Als Grundlage für den Entwurf diente ein digitaler Bauteilkatalog, der sich aus Bauteilen eines aktuellen Rückbauobjekts in Karlsruhe zusammensetzt.
park_haus: umgenutzt, zerlegt, gestapel
Die gebaute Stadt birgt viele Infrastrukturgebäude der Nachkriegszeit, die nur wenige bis keinen Fürspruch erfahren. Als reine Zweckbauten konzipiert, weisen diese Gebäude zunächst keine Besonderheiten auf. In die Jahre gekommen, steht einem Grossteil dieser Gebäude der Abriss bevor.
Viele dieser Bauten bergen zu entdeckende Potenziale. So auch das Lysbüchel Parkhaus auf dem Transformationsareal „Volta Nord“ in Basel. Auf dem bisher gewerblich genutzten Areal soll eine Erweiterung des bestehenden Wohnquartiers St. Johann entstehen. Statt das Bestandsgebäude als zu entfernender Störfaktor zu sehen, betrachteten die Teilnehmenden es als Chance. Das Gebäude besteht aus einer vorgefertigten Konstruktion aus Stahlbetonfertigteilen. Rippenplatten prägen als strukturelle Deckenelemente den Raum und verleihen ihm architektonische Kraft. Im Entwurf untersuchten sie die Umnutzung von Segmenten des Parkhauses in eine Wohnnutzung. Kann ein Teilrückbau erfolgen und mit der Tragstruktur weitergebaut werden? Oder können einzelne Elemente rückgebaut, wiederverwendet und zu einer neuen Struktur geformt werden?
Knappe Ressourcen, große Abfallmengen und die Klimakrise erfordern einen Perspektivwechsel in der Bauwirtschaft. Wie können Architektinnen und Architekten die Graue Energie und Treibhausgasemissionen ihrer entworfenen Gebäude bzw. Baumaßnahmen ermitteln? Wie CO2-intensiv sind verwendete Baustoffe und welche Umweltbelastungen gehen damit einher? In der Vertiefung lag der Fokus auf den Umwelt- und CO2-Belastungen aus der Errichtung, der Instandsetzung und dem Rückbau von Gebäuden. Es wurden Tools erlernt, um diese zu berechnen und Strategien entwickelt, um sie zu senken. Darüber hinaus ging es um das Entwickeln visueller Kommunikationsstrategien, um die Themen „Weiterbauen am Bestand“, „CO2“, „Re-Use“ etc. auf leicht zugängliche und ansprechende Art zu vermitteln. Die Erkenntnisse konnten die Teilnehmenden direkt auf die Entwürfe des Designstudios anwenden. Teil der Veranstaltung war ein Rückbauworkshop, in dem die Studierenden selbst an einem realen Projekt Bauteile zur Wiederverwendung demontierten.
The Changing Shape of Architectural Practice: View North
Technischen Universität München (TUM) | April 2018 bis März 2020
Die erste geförderte Stiftungsprofessur ging an die TU München. Von April 2018 bis März 2020 lenkten Vertreter nordischen Architekturbüros und Universitäten den Blick der Zuhörenden nach Norden und eröffneten Studierenden und Lehrenden ab der TUM eine skandinavische Perspektive auf Architektur. Im Fokus standen gesellschaftliche Trends und richtungsweisende Lehrinhalte wie Gendergerechtigkeit in Führungspositionen und Entwurfspraxis, angewandte Forschung und Entwicklung in Architekturbüros oder alternative Berufs- und Geschäftsfeldentwicklungen für Architektinnen und Architekten.
Ein Dank geht an alle Gastdozentinnen und -dozenten
- Professor Michael U. Hensel und Defne Sunguroğlu | AHO – Oslo School of Architecture and Design
- Mikala Holme Samsøe | SAMSØE og
- Kasper Guldager Jensen | 3XN / GXN
- Dr. Elias Knubben | Festo
- Siv Helene Stangeland und Reinhard Kropf | Helen & Hard
- Nicolai Bo Andersen | N. B. Andersen Architects
- Dr. Julia D. Schlegel | Strategy Lead and Creative Direction
- Dr. Meike Schalk | KTH Royal Institute of Technology Stockholm
- Dr. Hélène Frichot | KTH Royal Institute of Technology Stockholm
Das Jahrbuch der KIT-Fakultät für Architektur 2023
Meldungen zur Stiftungsprofessur
Skandinavische Architektur-Perspektiven an der TU München
Stiftungsprofessur an der Technischen Universität München geht im Wintersemester 2019/20 weiter
Mikala Holme Samsøe: Skandinavische Perspektiven
Masterprojekt „Schulbau nach skandinavischem Vorbild“ an der TUM