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Nachbericht | Stuttgart - Minna Riska: Holz statt Stahlbeton

Die diesjährigen November Talks in Stuttgart unter dem Motto „Bauen ohne Beton“ beschließt Minna Riska von MDH Arkitekter (Oslo).

Die diesjährigen November Talks in Stuttgart unter dem Motto „Bauen ohne Beton“ beschließt Minna Riska von MDH Arkitekter (Oslo). Nach Ausflügen in den Lehmbau und in energieeffiziente Hybridbauweisen in den voran gegangenen Vorträgen folgte nun ein Büro, dass sich auf Bauprojekte aus CLT (Cross Laminated Timber) – zu Deutsch: Brettsperrholz – spezialisiert hat.

Startpunkt für die intensive Auseinandersetzung mit dem Werkstoff CLT sei der Wettbewerbsgewinn des Masterplanes des Moholt Studentendorfes in Trondheim (2013) gewesen. „Der Masterplan besteht aus drei im Grunde eigenständigen Projekten“, berichtet Minna Riska. Ursprünglich zwischen 1963 und 1970 erbaut, galt es, die Anlage nach 50 Nutzungsjahren zu einem qualitativ wie funktional zeitgemäßen Stadtviertel zu machen. Dieses sollte sich künftig besser in die städtische Umgebung einfügen und zusätzlichen Wohnraum für 400 weitere Studenten schaffen. So entstand auf einer alten Parkplatzwüste ein neues, identitätsstiftendes Quartierzentrum mit fünf Wohntürmen samt Gewerbeflächen in den Erdgeschossen, einer Stadtteilbibliothek und einem Kindergarten. Die ursprünglich konventionell geplanten Gebäude wurden auf expliziten Wunsch der Bauherrenschaft als reine CLT-Konstruktionen mit Stahlbeton-Sockelgeschoss ausgeführt. Darüber hinaus sollte jeweils ein Passivhausstandard erreicht werden. Hürden beim Brandschutz und der Gebäude-Einstufung als Hochhäuser – mit neun Geschossen bei einer Gebäudehöhe von 28 Metern – habe es nicht gegeben: „Das Gute an Holzkonstruktionen ist, dass sie unter Brandeinfluss länger steht als Stahlbeton“, erklärt Riska. „Die eigentliche Herausforderung war das Thema Schallübertragung in den Brettsperrholz-Bauteilen.“ Abhilfe schuf die entsprechende Schall-Entkopplungsstrategie zwischen den Räumen und in den Bauteilanschlüssen. Zudem entwickelte das Büro eine XXL-Schindelfassade, die dem norwegischen Klima trotzen kann, indem sie jede temperaturbedingte Holzbewegung abpuffert.

Auch ein weiteres, ganz aktuelles CLT-Projekt trug positiv zur örtlichen Infrastruktur bei: die Evenes School (2021) in der gleichnamigen „3.000-Seelen-Ortschaft“, wie Riska das Dorf in Nordnorwegen beschreibt. Die Zusammenlegung zweier Schulbetriebe machte hier die Erweiterung eines der Schulgebäude nötig. MDH Architekter schlug einen Holzbau vor. Dieser bietet die passenden Räumlichkeiten für die unterschiedlich ausfallenden Klassengrößen von zehn bis 40 Schülern, ein für Schul- und Kulturveranstaltungen passendes Auditorium sowie eine Sporthalle mit kleinem Schwimmbad für alle Anwohner. Auf diese Weise wurde das neue Schulgebäude zum sozialen und kulturellen Treffpunkt des ganzen Dorfes. Als drittes Projekt stellte Riska die Sarpsborg Senior Highschool vor, die MDH Architekter in Zusammenarbeit mit Longva Architects umsetzte.

Zum Schluss ihres Vortrags ging die Architektin der Frage nach, warum sie gern mit Holz baue. Die Antwort sei für Sie klar: „Holz bietet viele Vorteile für die Umwelt.“ Es habe einen positiven CO2-Fußabdruck und sei leicht wiederverwendbar. Die Konstruktion mit dem Werkstoff erfordere zwar im Vorfeld eine genauere Planung, sei wegen des hohen Vorfertigungsgrades auf der Baustelle dann aber verlässlich, schnell und fehlerfrei realisierbar. „Dabei eignet sich CLT als Rohmaterial auch für Oberflächen in Innenräumen. Es ist unempfindlich und leicht auszubessern“, beton Riska. „Häufig sind die Nutzer positiv von der Raumqualität überrascht.“ Brettsperrholz sei damit zweifelsohne eine wert- und wirkungsvolle Alternative zum Stahlbeton.

Das hochaufgelöste Bildmaterial finden Sie hier zum Download.

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