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Interior Scholarship | Blog 03/2019 | Carlijin Olde Beverborg

Carlijins Blogbeitrag im Rahmen des Interior Scholarships

Ich wurde zum ersten Mal mit sprechenden Maschinen konfrontiert, als ich als Kind die Serie Dora the Explorer (dt. Titel Dora) sah. Dora ist ein siebenjähriges, lateinamerikanisches Mädchen, das neue Orte erkundet, indem es Hindernisse überwindet, begleitet von ihrem sprechenden Rucksack und ihrem Affengefährten namens Boots. Durch eine Durchbrechung der vierten Wand wird der Betrachter vor die Herausforderung gestellt, Boots und Dora bei der Suche nach Gegenständen zu helfen. In der Serie stellt Dora Fragen, wonach einen Moment lang Stille herrscht, unter der Annahme, dass wir, die Zuschauer, ihre Fragen beantworten werden. Dieser Moment suggeriert eine Interaktion und Beziehung zwischen dem Publikum und dem Fernseher. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts sprechen Filmschauspieler das Publikum an, zum Beispiel in A Dog's Life (dt. Titel Ein Hundeleben) von Charlie Chaplin sowie Laurel und Hardys Slapstick-Komödien, in denen durch die Ironie und Unbeholfenheit die Handlung übertrieben wird. Ab einem gewissen Alter wurde mir klar, dass Dora mich nicht hören konnte, was das Gespräch mit der Maschine sehr unangenehm machte. Ich war mir sicher, dass der Fernseher mich nicht verstehen konnte, obwohl ich mit ihm sprach!

Diese Unbeholfenheit, die Dora in mir hervorrief, spiegelt genau das Gefühl wider, das die Tatsache hervorruft, von Objekten des „Internets der Dinge“ umgeben zu sein. Es ist ein seltsames Gefühl, allein zu sein und mit einer Maschine zu sprechen.

Ich schreibe dies, weil sich meine Abschlussarbeit auf eines dieser Objekte des „Internets der Dinge“ konzentriert, nämlich die intelligente Sprecherin Alexa. In meiner Diplomarbeit konzentriere ich mich auf sie und ihre Beziehung zur Menschlichkeit und Innenarchitektur. Die menschliche Stimme im mechanischen Objekt verleiht ihm einen seltsam veränderten Status, eine uns nahe stehende Ebene der Menschlichkeit, die nicht nur den Dialog zwischen dem intelligenten Gerät und dem Individuum, sondern auch die soziale Interaktion in der häuslichen Umgebung beeinflusst. Obwohl ich weiß, dass sie nur eine Maschine ist, die „herumalbert", macht es mich gleichzeitig wütend, wenn sie meine Fragen nicht zu verstehen scheint. Ich meine, Fragen laut an eine Maschine zu stellen, fühlt sich unnatürlich an, aber wenn diese sich wiederholenden Fragen unbeantwortet bleiben, erweitert sich dieses Gefühl. Anscheinend setzt Amazon voraus, dass es nur eine richtige Antwort auf jede Frage gibt und dass Fragen, die über objektive Befragungen hinausgehen, nicht beantwortet werden können.

Nicht nur Alexas Antwort, die auf unzuverlässigen, engstirnigen Dritten basiert, zeigt, wie der intelligente Sprecher eine verzerrte Perspektive schaffen kann, sondern auch Alexas Feedback auf die Eingaben des Benutzers verflacht die Chance auf einen anderen Glauben - auf Menschlichkeit. Alexa rät davon ab, an komplexere Dinge zu denken. Wenn man Alexa eine Frage stellt, die sie nicht beantworten kann (oder will), antwortet sie mit „Mmh, das weiß ich nicht" oder „Sorry, ich habe Schwierigkeiten, dich zu verstehen", „Es tut mir leid, ich verstehe diese Frage nicht", „Mmh, etwas ist schief gelaufen" oder „Sorry, da bin ich mir nicht sicher". Menschliche Redakteure bei Amazon schreiben viele dieser Antworten. Aber diese Antworten lassen keinen Raum für Denken außerhalb des Gewöhnlichen. Was wäre stattdessen, wenn Alexa in der Lage wäre, die Frage an den Benutzer zurückzugeben? „Mmh, ich kenne diese Antwort nicht, bitte nimm dir einen Moment Zeit, um die Antwort selbst zu überdenken. Was hältst du davon?“

Amazon unterstellt zu wissen, wie Menschen denken. Sie kreieren ein Konzept der Kontrolle, das auf ihrer Besessenheit von Ordnung, Algorithmen und Analytik basiert. Sie schaffen einen universellen Code, um mit allen zu kommunizieren. Schließlich können sie eine Universalität unter den Benutzern schaffen und teilen sie dabei in Gruppen ein.

... es ist unsere eigene Intelligenz, die sich in künstliche Intelligenz verwandelt (Carr, 2008).

Deshalb konzentriere ich mich in diesen Wochen auf „Was wäre, wenn?“- Szenarien. Was passieren wird, wenn wir in diesem Teufelskreis landen, in dem wir uns auf künstliche Intelligenz verlassen, um unser Weltverständnis zu vermitteln, was schließlich unsere Vorstellungskraft und Spontaneität abflachen wird. Eine Welt, in der der Mensch mechanisiert wird und sich Selbstdesign, prädiktives Verhalten, Influencer und Algorithmen manifestieren. Weil Alexa diesen universellen Zugang zum Haus hat, identifiziere ich, als Innenarchitektin, sie als eine überlegene Informationsquelle, derer wir uns bewusst sein sollten. Sie ist über das menschliche Verhalten im häuslichen Bereich informiert, sie kennt die Bedürfnisse der Menschen und könnte in der Lage sein sie zu ändern. Alexa ist sich über die Antwort auf diese Fragen noch nicht sicher, was denkst du?

„The reproduction of the machine“: https://vimeo.com/304549254

Alexa als Lampenschirm: https://vimeo.com/322462436

Alexa als Nudelholz: https://vimeo.com/317485676

Über Carlijin Olde Beverborg

Carlijn Olde Beverborg lebt in Rotterdam. Am Piet Zwart Institut studiert sie derzeit im zweiten Jahr Innenarchitektur als Masterstudiengang. Ihren Bachelor legte sie im Studiengang “Interior Design and Styling” ab. Nach dem Studium überlegt sie, Auslandserfahrung zu sammeln und eine Doktorarbeit zu schreiben.

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