„Weil es sich lohnt, Maler und Lackierer zu werden“
Herr Siepelmeyer, was hat Sie bewogen, zu Jahresbeginn ein Nationalteam der Maler ins Leben zu rufen?
K. A. Siepelmeyer: Zunächst – nicht ich habe ein Nationalteam ins Leben gerufen. Die Entscheidung, dieses Team aufzustellen und für internationale Wettbewerbe zu trainieren, ist vielmehr das logische Ergebnis einer Entwicklung, zu der nicht zuletzt die erfolgreiche Teilnahme von einer Malerin und eines Fahrzeuglackierers bei den WorldSkills in Leipzig gehört.
Letztlich geht es auch bei uns darum, junge Menschen für unseren Beruf zu begeistern. Und da ist es äußerst hilfreich zu zeigen, dass damit sogar Europa- oder gar Weltmeistertitel gewonnen werden können. Auch in der Vergangenheit haben wir Kandidaten beispielsweise zu den EuroSkills geschickt. Aber mit einem Nationalteam können wir unsere Vertreter besser auf diesen Wettbewerb vorbereiten und - was von zunehmender Bedeutung ist – öffentlichkeitswirksam begleiten. Mitglied im Nationalteam zu sein bedeutet, zu den besten Malern in Deutschland zu gehören. Und diese Leuchttürme wollen wir bekannt machen und als Botschafter für unser Handwerk Werbung machen lassen. Und wir freuen uns, dass uns dabei die Sto-Stiftung unterstützt.
Herr Richter, warum engagiert sich die Sto-Stiftung?
K. Richter: Die Nachwuchsförderung von Malern und Stuckateuren ist unsere satzungsgemäße Aufgabe und sie liegt uns am Herzen. Unsere Erfahrungen mit den Stuckateuren haben gezeigt, so ein Nationalteam kann echte Breitenwirkung entfalten und ein ganzes Gewerk positiv ins Gespräch bringen. Außerdem ist es eine wunderbare Sache, wenn sehr gute Gesellen gemeinsam noch besser werden. Gesunder Wettbewerb schult Fairness und soziale Kompetenz.
Herr Siepelmeyer, welche Wirkung kann ein solches Team in der Branche erreichen?
K. A. Siepelmeyer: Letztlich geht es nicht in erster Linie um die Wirkung in der Branche. Dass diese äußerst positiv ist, hat sich allerdings gezeigt, als wir das neue Nationalteam anlässlich eines Branchentreffs in unserer Geschäftsstelle vorgestellt haben. Selten hat ein Projekt so viel Zuspruch erfahren wie dieses.
Viel wichtiger ist allerdings, unserem Handwerk bei jungen Menschen ein positives Bild zu geben. Und wie geht dies besser als mit jungen, erfolgreichen Persönlichkeiten aus unserem Beruf. Ich habe unser Team kürzlich selber kennenlernen dürfen. Sechs sehr sympathische Frauen und Männer – im Verhältnis der Geschlechter zueinander im Übrigen genau ausgeglichen. Jeder Einzelne ein toller Botschafter für unser Handwerk. Und für die ausbildenden Betriebe ist es Bestätigung hervorragender Arbeit, wenn „ihre“ Azubis es wirklich ins Team schaffen.
Wenn Sie beide in die Zukunft schauen – wo sehen Sie die Rolle der Maler in Deutschland?
K. Richter: Den Malern kommt bei der erfolgreichen Umsetzung der Energiewende ohne Zweifel große Bedeutung zu, sind sie doch in der energetischen Modernisierung an einer wichtigen Schnittstelle tätig. Doch dafür brauchen wir auch in den nächsten Generationen Betriebsinhaber, die über den Tellerrand hinausblicken. Die Basis dafür sind Bildung und Weiterbildung.
K. A. Siepelmeyer: Das Maler- und Lackiererhandwerk ist seit jeher ein kreatives Handwerk, dass sich auch neuen Geschäftsfeldern immer wieder sehr aufgeschlossen zeigt. Deshalb spielt unser Handwerk bei der energetischen Gebäudesanierung heute eine so große Rolle. Zukünftig sehe ich weitere Herausforderungen auf uns zukommen. Beispielsweise wenn es darum geht, immer mehr Häuser und Wohnungen altersgerecht zu gestalten. Letztlich können wir diese Aufgaben aber nur meistern, wenn wir genügend qualifizierten Nachwuchs haben, der später unser Handwerk als Meister oder Geselle trägt. Nachwuchsgewinnung und Qualifizierung ist damit unsere große Aufgabe im Bundesverband. Denn wir Maler werden gebraucht – und zwar überall im und am Gebäude.