Von der Baustelle zurück auf die Schulbank
Nach der Lehre ist vor der Ausbildung weiß Michael Giedemann (24) zu berichten. Der Malergeselle aus dem baden-württembergischen Lahr hat nach vier Jahren auf der Baustelle den Entschluss gefasst, sich beruflich weiterentwickeln zu wollen. Seit 2019 absolviert er eine Ausbildung zum „staatlich geprüften Farb- und Lacktechniker“ an der badischen Malerfachschule in Lahr. Unterstützt wird er dabei von der gemeinnützigen Sto-Stiftung mit einem Stipendium in Höhe von 1.000 Euro pro Semester. Giedemann ist einer von derzeit sieben Stipendiaten, die von der Sto-Stiftung an sieben Fachschulen in Deutschland, bei ihrer Ausbildung zum Techniker gefördert werden.
Von der Hauptschule zum Techniker
Giedemanns beruflicher Werdegang zeigt, dass auch eine Ausbildung im Handwerk ein Sprungbrett für die Karriereleiter sein kann. „Ich wusste nach meinem Hauptschulabschluss noch nicht, welchen Weg ich gehen möchte. Bei einem Ferienjob habe ich in beim örtlichen Maler ausgeholfen. Ich hatte Spaß an der Arbeit und habe in dem Betrieb eine Ausbildung zum Maler- und Lackierer gemacht“, erklärt er. Giedemann mag seine Arbeit. „Ich sehe am Ende des Tages das Ergebnis und das macht mich stolz“, erklärt er.
Dennoch reicht es ihm nicht. Der geringe Verdienst sowie eine Sportverletzung, die eine Beschäftigung auf der Baustelle bis ins Rentenalter unmöglich macht, haben ihn zum Umdenken gebracht. „Ich wollte in der Branche bleiben und habe mich informiert, was für Möglichkeiten der Weiterbildung ich habe“, erklärt er. Die Ausbildung zum „staatlich geprüften Farb- und Lacktechniker“ ist für ihn genau die Richtige.
„Ich bin begeistert“, sagt er schlicht auf die Vorzüge der Ausbildung angesprochen. „Ich kann inhaltlich mehr in die Tiefe gehen. Als Geselle auf der Baustelle arbeite ich mit diversen Produkten weiß aber nicht viel darüber. Das Hintergrundwissen über die Herstellung und Zusammensetzung der Farben und Lacke zum Beispiel, welches ich derzeit erwerbe, ist großartig“, gerät er ins Schwärmen.
Duales Studium als nächster Schritt
Neben betrieblicher Kommunikation, Mathematik und Englisch liegt ein deutlicher Schwerpunkt der Ausbildung auf den gestaltenden Fächern wie Gestaltungslehre, Entwurf und Schrift sowie der Arbeit am Computer. „Am Ende des ersten Ausbildungsjahres habe ich meine Meisterprüfung abgelegt und bestanden“, sagt Giedemann. Die Begeisterung für die Ausbildung ist sicher ein Grund für die hervorragenden Noten des jungen Gesellen. „Ich wurde von meinem Lehrer angesprochen, ob ich mich für ein Stipendium der Sto-Stiftung bewerben möchte“, erklärt Giedemann.
Er hat die Herausforderung angenommen und ist dankbar dafür, ausgewählt worden zu sein. „Das Stipendium ist eine wunderbare finanzielle Unterstützung“, erklärt der Stipendiat. Da die Ausbildung in Vollzeit stattfindet, kann Giedemann lediglich an den Wochenenden oder in den Ferien in seinem alten Betrieb etwas dazu verdienen. „Die Ausbildung kostet 750 Euro im Semester plus Fachbücher und Materialien für die Werkstätten. Dafür kann ich das Geld sehr gut gebrauchen“, freut sich der angehende Techniker.
Nach der Ausbildung zieht es ihn in die Industrie. „Ich könnte mir vorstellen, im Vertrieb eines Farb- und Lackherstellers zu arbeiten“, sagt Giedemann, schließt aber auch ein duales Studium der Betriebswirtschaft nicht aus. „Ich habe in der Ausbildung eine neue Seite von mir entdeckt. Die betriebswirtschaftlichen Fächer liegen mir. Das hätte ich mit meinem Hauptschulabschluss nie gedacht“, sagt er und schmunzelt.