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Shim-Sutcliffe Architects

Brigitte Shim und Howard Sutcliffe

Mit einem Blick auf die verzierte Decke der Aula im über 120 Jahre alten Gebäude der Grazer „Alten Technik“ beginnt die Kanadierin Brigitte Shim, geboren 1958 in Jamaica, ihren Vortrag bei den November Talks 2012. Dieser „historische Ort“ muss einer kanadischen Architektin ins Auge fallen, denn er steht exemplarisch für die Gegensätze zwischen Nordamerika und Europa. „Kanadas Geschichte ist kurz, und selten befassen wir uns mit den Erinnerungen eines Raums“, stellt Shim gleich das erste Projekt vor. Die Corkin Gallery im Distillery Disctrict in Toronto bewahrt ein Stück kanadischer Vergangenheit: Die viktorianische Ästhetik des Industriegebäudes ist trotz Renovierung eingefroren worden und bildet heute die Kulisse für moderne Kunst. Neben einer jungen Geschichte prägen die geografischen und meteorologischen Spezialitäten Kanadas die Architektur von Brigitte Shim und Howard Sutcliffe, ihrem Partner, der 1958 in Großbritannien geboren wurde. Beide haben an der University of Waterloo Umweltwissenschaften und Architektur studiert. Das gemeinsame Studio haben sie 1994 eröffnet. Die unendlichen Landschaften des Kanadischen Schilds – eines 8 Millionen Quadratkilometer großen Rings rund um die Hudson Bay – mit ihren langen, kalten Wintern machen das Licht der kurzen Tage kostbar und die Schatten lang und sanft. Shim und Sutcliffe fangen diese Stimmungen in ihren Bauten ein, als ob sie bewusst dazukomponiert wären. Wasser in seinen verschiedenen Erscheinungsformen von Schnee, Eis bis zu Nebel und Regen spielt eine weitere große Rolle in der Architektur des Duos. „Das Land ist so groß, dass in Kanada jedes Haus klein ist“, erklärt Shim. „Die subtilen Eindrücke der Umgebung und auch der Stil der einheimischen Bauweise verleihen den Gebäuden ätherische Qualitäten.“ Vom Land in die Stadt: Toronto – hier sind zahlreiche Werke von Shim und Sutcliffe entstanden – schmiegt sich mit seinen 2,6 Millionen Einwohnern als „Goldenes Hufeisen“ um den westlichen Ontariosee. Diese „Megalopolis“ mit ihren ikonisch-nordamerikanischen Hochhausbauten und industriellem Backdrop ist durchzogen mit bewaldeten ehemaligen Flussläufen, an denen Wohnhäuser hängen wie reife Trauben. Diese Topografie bestimmt zahlreiche Projekte des kanadischen Architektenduos. „Architektur wird oft missverstanden: Wenn ein Architekt etwas baut, dann passiert es nicht einfach – das Haus ist nicht plötzlich da. Architektur ist ein Prozess. Das eine beeinflusst das andere, Ideen führen zu Ideen, alte und neue Projekte treten in einen Dialog“, erklärt Shim den Designprozess. Das nächste Projekt führt zurück aufs Land: Nord-Ontario präsentiert sich mit seinen Seen, einsamen Inseln und riesigen Kiefernwäldern als Outdoor-Paradies. Zum Moorelands Camp am Lake Kawagama kommen jedes Jahr Kinder aus sozial schwachen Familien, um ihre Sommerferien in der Wildnis zu verbringen – im Winter bleibt das Camp unbenutzt. Die Dining Hall des Lagers ist ein hybrider Bau aus Stahlelementen und Holz und schlägt nachts eine lichtvolle Bresche in den Wald. Die Grenzen zwischen innen und außen verschwimmen – ein prominenter Charakterzug der Architektur von Shim und Sutcliffe: Eigentlich befindet man sich im Innenraum, dennoch hat man das Gefühl, mitten in der Natur zu sein. Genau diesen Effekt erlebt auch ein Bewohner der Harrison Island Cabin an der Georgian Bay. Die große Terrasse verbindet den Innenraum mit dem Draußen und erzeugt einen „dritten Raum“. Wie das Moorelands Camp ist auch diese Hütte nur per Boot zu erreichen. Arbeitskräfte vor Ort gibt es nicht. Um das Konzept zu testen, ließen Shim und Sutcliffe einzelne Elemente vorfertigen und auf Gewicht und Transportierbarkeit prüfen – und schließlich zum Bestimmungsort verschiffen: Traditionelles Feeling und klare Modernität koexistieren, natürliches Licht flutet den Raum, man hat wiederum das Gefühl, drinnen draußen zu sein. Auch im Island House, einem Projekt im Gebiet der Thousand Islands, spürt man die Natur mitten im Raum. Gewächshausdächer lassen Licht in den Innenraum, der Blick fällt durch die großzügigen Fenster auf die umliegenden Kleefelder. Für das nächste Projekt geht es in die USA. In Portland, Maine, designten Shim und Sutcliffe eine Synagoge für die jüdische Gemeinde Beit Ha’am, was so viel heißt wie „Haus des Volks“. Unprätentiös, ruhig und spirituell wirkt der Bau. Holz und Stahl spannen ein geschwungenes, asymmetrisches Zelt auf. Das Tageslicht aktiviert die umlaufenden Skylights und wirft je nach Sonnenstand ein poetisches Schattenspiel auf Boden und Wände – Symbole für die mit der Tageszeit eng verwobene jüdische Liturgie. Die Skylighttechnik haben Shim und Sutcliffe im Craven Road Studio in Toronto bereits perfektioniert. Dieser lichtdurchflutete urbane Bau verbindet einen Wohnbereich mit einem Ausstellungsraum und einem Archiv. Cottage und Loft – zwei typisch kanadische Baustile – finden sich im Craven Road Studio wieder, das gleichzeitig privater wie öffentlicher Raum ist. Diese Aspekte zu verbinden war auch die Herausforderung beim nächsten vorgestellten Auftrag: Ein Mathematiker und begeisterter Violinist wünschte sich ein Zuhause, das gleichzeitig architekturgewordene Kurvendiskussion und Konzerthalle für 150 Gäste sein soll. Die Hülle des Integral House bilden bogenförmig angeordnete, vertikale Holzsegel, die aus den Zwischenräumen Tageslicht ins Innere strömen lassen. Der steile Abhang einer der Hangläufe Torontos bildete den Baugrund für das Projekt. Zwei Stockwerke auf der einen Seite, fünf auf der anderen, ein Labyrinth aus geschwungenen Stufenaufgängen und Plattformen, hölzerne Gardinen und ein Wohnraum groß genug für Konzertflügel oder Streichquartett – Shim und Sutcliffe lösten die Aufgabe mit einer komplexen, labyrinthischen Wohnwelt , in der das Gewöhnliche außergewöhnlich wirkt.

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