Zum Hauptinhalt springen

Nachbericht | Toni Gironès bei der November Reihe in Mailand

Topografien im Wandel der Zeit: Erlebnis Architektur

Der katalanische Architekt Toni Gironés Saderra, Spezialist in der Revitalisierung von Ausgrabungsstätten, war der dritte Gast der diesjährigen November Reihe in Mailand. Den Vortrag mit dem Titel „Topographien im Wandel der Zeit: Erlebnis Architektur“ begann er mit der Erläuterung von „Bewohnbarkeit“, Grundlage seiner architektonischen Sichtweise. Für Gironés ist Architektur der Raum zwischen dem Menschen und dem Ort, an dem er sich niedergelassen hat. Nach seiner Vorstellung soll das Erreichen maximaler Bewohnbarkeit das Ziel jedes Gebäudes sein, dabei jederzeit veränderbar und an seine Umgebung, seine Materialien und seine Bedürfnisse anzupassen. Seine Werke, die in ganz Spanien zu sehen sind und auf der 15. Internationalen Architekturausstellung der Biennale di Venezia „Reporting from the Front“ ausgestellt wurden, zeigen eine schwebende Wolke aus weißen, lichtdurchlässigen Paneelen, die sich je nach Körpertemperatur des Besuchers bewegt und das empfindliche Gleichgewicht zwischen natürlichen und anthropischen Elementen hervorhebt.

Sein Vortrag befasste sich mit Entwicklung und Beziehung archäologischer Stätten und moderner Stadt. Das erste Modell zeigte die antike römische Stadt Iesso, die sich unter der Ortschaft Guissona befindet. Der Aushub der Ausgrabung wurde genutzt, um Laminierflächen zu schaffen, welche die alten Straßen vor Überschwemmungen schützen und gleichzeitig ein besseres Verständnis der Lae der alten Bäder und der Natatio (im Freien gelegene Wasserbecken) vermitteln, hier beschrieben durch Vordächer, die von Braun zu Weiß übergehen. Verwendet wurden typische Materialien, die von den Archäologen und Landwirten der umliegenden Gebiete stammen.

„Bei der Gestaltung versuchen wir, den Standort und seine Bedingungen so objektiv wie möglich zu verstehen. Architektur wird als Rahmen interpretiert, in dem der Benutzer mit der Umgebung interagiert und ihn an seine Bedürfnisse anpasst.“ Dies berücksichtigend, errichtete Gironés in der Umgebung der Turons de les Tres Creus eine Art natürlichen Aussichtspunkt – auf den Ruinen einer vor dem Bau der Via Augusta wichtigen Siedlung. Behälter mit Gabionenwänden aus übereinander gelegten Stahlmatten markieren die römischen Mauern und verbessern das Verständnis für die antiken Anlagen. Auf diese Weise rahmen neue Elemente die Präexistenz der Stadt.

Diese Fragmentierung verfolgte Gironés auch beim Theater von Tarraco in Tarragona, wo er eine Art Tresoldi-Struktur entwarf, die vollständig aus Stahldrähten besteht und so einen flüchtigen Raum schafft, der auf Menschen wirkt und dazu anregt, den Raum zu erkunden. Im zeitgenössischen Theater wird Zeit genutzt, um eine futuristische Szene aufzubauen, die sich auf ihre Vergangenheit bezieht und die Vorstellung vermittelt, sich im gleichen Raum, aber in einer anderen Zeit zu befinden.

Die Fähigkeit von Gironés liegt in seiner minutiösen Berücksichtigung der Vergangenheit und der Verwendung von aufeinander abgestimmten Materialien, die für ständig wechselnde Erfahrungen sorgt. Damit schafft er Bilder zeitgenössischer Landschaften aus Geschichte, industrieller Realität und umgebender Natur.

In den Jahren 2002 und 2003 stießen Archäologen in der Nähe des historischen Zentrums von Vilassar de Dalt auf zwei nebeneinanderliegende Öfen aus wahrscheinlich spätrömischer Zeit. Gironés schuf einen Museumsraum mit einer großen Terrasse mit Blick auf den Park und das Meer, der zugleich die historischen Funde schützt. Drei große zylindrische Oberlichter über jedem Ofen geben von der Terrasse aus den Blick auf sie frei. Im Außenbereich markiert eine geradlinige Gabionenwand, die mit weißen und orangefarbenen Granitsteinblöcken gefüllt ist, den Eingang. Sie weist auf jeder Seite Öffnungen für eine natürliche Belüftung auf. An der Mittelplatte ragt eine Spiegeltür aus poliertem, reflektierendem Metall heraus. Von innen gesehen ist die Kammer hermetisch abgeschlossen, ein heiliger Raum, der den Ort vor Banalität schützt. Von draußen offenbart sie dem Besucher großzügig ihre Schönheit.

Programm der November Reihe in Mailand

Interview mit Toni Gironès

Das Video-Interview finden Sie auf dem YouTube-Kanal der Sto-Stiftung.

Pressekontakt

a1kommunikation Schweizer GmbH
Oberdorfstraße 31 A
70794 Filderstadt
www.a1kommunikation.de

Bei Fragen können Sie sich gerne bei uns melden

Kirsten Ludwig
T.: +49 711 9454161-20
klu@a1kommunikation.de

Anne Bambauer, Stiftungsrätin Kommunikation
info@sto-stiftung.com