Interior Scholarship | Blog 02-2017 | Christopher Hansen
Die Fiktion, an der ich gearbeitet habe, weicht von einer typischen Handlung ab. Das war etwas problematisch, da ich damit zu viel Zeit verbracht habe. Außerdem musste ich der Versuchung widerstehen, eine ausführliche Schilderung für mein Projekt zu erschaffen, die darauf abzielt, alle Aspekte des Lebens auf dem Mars darzustellen. Ich wollte es von Anfang an vermeiden, eine klare Lösung zu bieten. Es lag mir vielmehr daran, den Zuschauer selbst zu einer reflektierenden Antwort zu bewegen.
Die Geschichte hat sich nun zu einer Reihe von Nachrichten aus der Perspektive eines frisch zum Mars übergesiedelten Menschen hin entwickelt, mit den Erfahrungen, die dieser Mensch bei seinem Wechsel von der alten zur neuen Welt macht. Ziel war es, diese Schilderungen dazu zu nutzen, die Lücke zwischen den zwei gegensätzlichen Ebenen zu schließen, mit denen ich arbeite, und so einen Einblick in ein mögliches Leben in der Zukunft zu geben. Diese fragmentierten Momente, Erinnerungen und Gedanken der Figur sollen die kleinen Utopien und Dystopien des Alltags darstellen. Dafür werden kurze Szenen und Beobachtungen eingesetzt, die das große Ganze darstellen und im Gegensatz zu einem Konzept und einer Entscheidung stehen, wie die Gesellschaft in der Zukunft funktionieren wird. Es geht mir auch darum zu vermeiden, eine streng utopische bzw. dystopische Zukunftsperspektive zu entwerfen, die im Hinblick auf das echte Leben weniger wahrheitsgetreu wäre. Die Zukunft besteht eigentlich ein bisschen aus beiden Welten.
Indem ich diese Form der Nachrichten vom Mars zur Erde verwende, kann ich auf subtile Weise auch bestimmte Themen ansprechen, die mir am Herzen liegen. Die Person, an die sich die Hauptfigur schriftlich bzw. mündlich wendet, wird zum Publikum. Ich finde, das ist ein sehr gutes Mittel, um Dinge zu erklären. Diese „Briefe“ werden in kurzen, ein bis zwei Minuten langen Filmchen porträtiert, in denen der neue Marsbewohner über das Leben nachdenkt, während Bilder von dem, was er oder sie sieht und denkt, über den Bildschirm laufen. Ich habe noch nicht festgelegt, ob der Film eine Erzählerstimme oder nur Untertitel erhält. Der Titel lautet „News from Home?“ („Nachrichten aus der Heimat?"), eine Anlehnung an einen Kurzfilm von Chantal Akerman. Akerman zeigt in ihrem Film Szenen in und um New York, während sie die Briefe ihrer Mutter aus der belgischen Heimat liest. Im Laufe des Films versteht der Zuschauer langsam, wer ihre Familie wirklich ist und wie ihr Leben in Belgien verläuft.
Über Christopher Hansen
Christopher Hansen konzentriert seine Aufmerksamkeit vor allem auf Räume mit ihren vielfältigen Bedeutungen und Interpretationen. Christopher studiert für einen Masterabschluss in Raum- und Möbeldesign an der Akademie der Künste in Oslo. Damit er sich ausschließlich auf seine Studien zur Innenarchitektur konzentrieren kann, erhält er ein "Interior Scholarship" – ein AIT-Stipendium der Sto-Stiftung. Im Studienjahr 2016/17 wurde das Stipendium an vier Studenten vergeben, die durch ihre positive Einstellung und kreatives Denken auffielen. Christopher ist überzeugt, dass die Möglichkeit, seine Ideen und Arbeiten auf einer größeren Plattform zu veröffentlichen, seinen zukünftigen Weg als Designer stark beeinflussen wird. Dies gilt auch für finanzielle Unterstützung. Seiner Ansicht nach sind Initiativen für engagierte Studenten besonders wichtig und er ist glücklich, dass er zu den Auserwählten gehörte.