Interior Scholarship 2022/2023 | Blogbeitrag 2 | Niklaus Huber
Zuvor in London, nahm ich an einem studiengangübergreifenden Modul teil, und mit unserem Exhibition Theatre Projekt konnten wir uns mit einer öffentlichen Intervention für die Prager Quadriennale bewerben.
Erfreulicherweise ist uns diese Bewerbung geglückt und ich kann mit vier Studierenden aus London im Juni fünf Tage nach Prag reisen und unseren Bühnenbildentwurf ausstellen. Für die öffentliche Intervention haben wir die wichtigsten Elemente aus unserem Bühnenbildentwurf ausgewählt und für den öffentlichen Raum adaptiert. Wir sind mit hängendem Brot an Angelruten und großen Umhängekartons mit Fragen wie: «What will you do when they take our bread?» zu Coal Drops Yard nahe Kings Cross gefahren. Die Leute in der Fussgängerzone konnten versuchen, das Brot zu fangen und auf die Kartons ihre Gedanken schreiben. Dies war spannend, da es aktuell in England zu starken Preiserhöhungen gekommen ist und sich viele fragen müssen, leiste ich mir das Essen oder die Heizung. Es war aber auch traurig zu spüren, dass das Stück von Brecht nach so vielen Jahren immer noch aktuell ist.
Im studiengangübergreifenden Modul durfte ich mit einem anderen Bühnenbildner, zwei Kostümdesignerinnen und drei Performenden zusammenarbeiten. Wir hatten die Aufgabe, eine 15-minütige Site Specific Audiowalk Performance zu kreieren und an einem Tag viermal mit Publikum zu spielen. Als Grundlage hatten wir das Buch «Memory Police» von Yoko Ogawa und den Ort rund um die Eel Pie Island, welche in der Themse im Stadtviertel Twickenham liegt. Das Buch handelt von einer Insel, auf der Gegenstände verschwinden und mit ihnen auch die Erinnerung an die Gegenstände. Als Gruppe entschieden wir uns für den Abschnitt im Buch, in dem die Bücher verbrannt werden und verschwinden. Uns faszinierte dieser unglaubliche Akt, der in der Geschichte der Menschheit bereits mehrmals geschehen ist. Ich verbrachte viel Zeit an dem Ort rund um die Eel Pie Island. Es war inspirierend darüber nachzudenken, wie wir welche Orte bespielen und einbeziehen könnten. Vor Ort gab es einen kleinen Teich und ich kam auf die Idee, eine Insel aus Büchern zu versenken, die während der Performance von den Zuschauenden hochgezogen und wieder versenkt werden konnte. Eine knifflige Aufgabe, die aber am Ende gelang. Es hat Spass gemacht, mit den Studierenden aus anderen Vertiefungen zusammenzuarbeiten. Zudem war es schön, unsere Performance mit einem Publikum vor Ort zu teilen.
Diplomprojekt – KIPPEN
Meine Mitstudentin Prisca Grandi und ich hatten uns letzten Sommer vorgenommen, ausgehend von einem Raumkonzept ein Stück zu kreieren. Während des Herbstsemesters recherchierten wir und erledigten viele organisatorische Dinge. Heraus kam ein Stückkonzept, basierend auf einem Raum mit einer fahrbaren Stahlkonstruktion, einem Sack voller Holzspäne, einem Ast, einem Holzhäcksler, drei Spielenden, einem DJ und der Frage: «Wie soll ich mich verhalten, wenn der Kipppunkt in unserem Ökosystem immer näherkommt oder bereits überschritten ist?
Im Moment sind wir im Endspurt, da wir am 6. und 7. Mai spielen werden. Was genau dabei rauskam und wie es gelaufen ist, berichte ich in meinem nächsten Blogbeitrag.