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Eine klare Haltung zur Architektur

Andreas Cukrowicz sprach am 12. November bei der Stuttgarter November Reihe

Stuttgart. Die Vorarlberger Architekturlandschaft zeichnet sich durch ganz besondere Qualitäten aus: Dies wurde einmal mehr deutlich im Vortrag des Bregenzer Architekten Andreas Cukrowicz von Cukrowicz Nachbaur bei der Novemberreihe in Stuttgart.

In einem voll besetzten Saal startete Cukrowicz zunächst mit grundsätzlichen Aussagen zu seiner Architekturhaltung. Die Haltung seines 1996 gegründeten Büros ist wohl typisch für die Mentalität der Vorarlberger: „Wir besinnen uns auf das Wesentliche, uns ist es nicht egal woher wir kommen und in welcher Landschaft wir bauen.“ Seit jeher seien die Typologien am Berg schlicht, es sind „Kisten“, die mit dem schlechtesten Platz vorlieb nehmen und die guten Wiesen den Kühen überlassen.

In Vorarlberg wird überwiegend mit lokalem Material gebaut, oft mit dem Holz der Weißtanne, die im direkten Umfeld geschlagen wird. Hier offenbart sich ein Umweltbewusstsein, das wenig auf technologische Steuerung und Highend-Material als vielmehr auf Reduktion, Tradition und Angemessenheit setzt. Andreas Cukrowicz erwähnt in diesem Zusammenhang das Privileg Vorarlberger Architekten, in der Region von einer sehr qualitätsbewussten Handwerkskultur profitieren zu können, die ihm und seinen Kollegen eine außergewöhnliche Verarbeitung und Detaillierung ermöglicht, damit Häuser in Würde altern können. Denn „langlebige Schönheit erzeugen“ – das ist seine Definition von Nachhaltigkeit.

An drei Projekten erklärte Andreas Cukrowicz diese Vorgehensweise, insbesondere das mit Blick auf den Bodensee gelegene Vorarlberg Museum in Bregenz war Gegenstand seines Vortrags. Zum See hin wurde ein Bestandsgebäude der Jahrhundertwende in enger Absprache mit dem Denkmalamt um zwei Geschosse aufgestockt, zur Stadt hin schlossen die Architekten das U-förmige Gebäude zum Block und entwickelten den neuen Haupteingang am Kornmarkt. Die aufwendige Genese des Entwurfs und der integrierten Kunst-am-Bau, die zu einem schwarz ausgekleideten „Panoramaraum“ in der Aufstockung über dem Bestand führte, erzählt Andreas Cukrowicz anekdotenreich.

Die ungewöhnliche Fassade des Landesmuseums erzeugt mit blütenförmigen Betonelementen ein spannungsreiches Licht- und Schattenspiel. In Zusammenarbeit mit dem Künstler Manfred Alois Mayr wurden die Formen aus Abdrücken von PET-Flaschen entworfen, der Künstler und Mathematiker Urs Beat Roth entwickelte für die Anordnung das System „Domino 13“. Der Innenraum ist von beigem Lehmputz, massiver Raucheiche und Terrazzoböden geprägt – sowohl die Farbigkeit als auch die Materialien sind aus dem Bestand abgeleitet.

So hörten die Anwesenden keinen sich selbst lobenden Festvortrag, sondern einen Bericht über das Ringen um gute Architektur, eine Aufdeckung und Verhandlung der auftretenden Probleme, über das Abwägen, Kosten bedenken und Lösungen finden, das vermutlich die wahre Herausforderung der Profession ausmacht.

Aktuell im Bau befindet das Projekt der Bischofsgruft in Rottenburg am Neckar , deren Aushub unverhofft zu einer archäologischen Entdeckung führte. Die kleine Sülchenkirche steht auf der Ruine einer Vorgängerkirche aus dem 9. Jahrhundert; womöglich befinden sich in tieferen Schichten sogar noch Kirchenreste aus dem 6. Jahrhundert. Aus diesem Grund soll nun unter der Kapelle ein archäologischer Ausstellungsraum und, darunter, ein Andachtsraum mit Grabkammern entstehen. Der radikal reduzierte Entwurf setzt sich intensiv mit christlicher Zahlensymbolik auseinander. Geometrie, Kubatur sowie die Anzahl von Öffnungen und Kammern wurden hieraus entwickelt. Die Wände aus Stampflehm erzeugen ein besonderes Klima und eine zeitlose Optik und Haptik.

Als drittes und letztes Projekt sprach Cukrowicz über die Landesgedächtniskapelle in Rankweil, ein Andachtsraum für Kriegstote und Opfer von Mord und Terror. Ein kleiner unterirdischer Raum in der Wallfahrtskirche sollte neu gestaltet werden. Mehrere Sitzungen zwischen Bauherr und Architekten blieben ohne Idee für den Raum, der dem Grauen gedenkt und doch nicht hoffnungslos sein soll. Doch Cukrowicz Nachbaur Architekten ließen sich Zeit. Am Ende einigte man sich auf eine Bohrung in der sechs Meter dicken, denkmalgeschützten Mauer. Durch diese fällt zwei Mal im Jahr ein Lichtstrahl auf eine Messingbox, in der Erinnerungstücke gelagert werden. Ein Wasserbecken, in das einzelne Tropfen wie Tränen in einer Art „Klagemelodie“ fallen, vervollständigt den symbolträchtigen doch nicht überladenen Raum.

Profil von Cukrowicz Nachbaur bei austria-architects

Eine klare Haltung zur Architektur

(Film | 1:20 Min.)

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