Blog-Beitrag der Preisträger interior scholarship 2015
Stefan Prattes
Neue Gestaltungsansätze finden und aufs Papier zu bringen ist der erste entscheidende Schritt, diese bei der eigenhändigen Fertigung zu Ende zu denken macht für mich den wesentlichen Unterschied im Möbeldesign aus. Wenn man die Möglichkeit vorfindet ein Möbelstück zu konstruieren und bauen, geht der Detailentwurf ins praktische experimentieren über. Fachgespräche mit Professionisten zeigen meistens nur Standardlösungen auf, damit ein Produkt konzeptionelle Vollkommenheit erlangt, reicht das oft nicht aus. Überwiegend bin ich mit meiner Risikofreudigkeit gescheitert aber einige Male hat es sich gelohnt den unkonventionellen Weg einzuschlagen.
Ein schlichter Weidenkorb mit seiner kreisförmig gewebten Struktur war die gestalterische Inspiration für diese Gartenbank. Eichen Massivholz Stäbe mit rechteckigem Querschnitt bilden in ihrem umlaufenden Verbund Sitzfläche, Arm- und Rückenlehne aus. Querhölzer in regelmäßigen Abständen mit angepasster Neigung zur Gesamtgeometrie definieren das Erscheinungsbild und gewähren die nötige Queraussteifung der zarten Sprossen. Mit der Reduktion auf eine einzige Verbindungstechnik, Schlitz und Zapfen, ist das Konzept nicht nur schlüssig sondern auch Verwindungssteif und für eine unbedenkliche Benützung von drei Personen ausgelegt.
Die „Schwere“ der Sitz- Liegeschale steht im Kontrast zur aufgelösten „Leichtigkeit“ der Beinkonstruktion aus Edelstahl. Die Biegungen des Rundstabes interpretieren die Geometrie der Holzbank, geben sich dennoch als addiertes Beingestelle erkennbar.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters, Qualität hingegen ist objektiv und eines der Grundprinzipen in meiner Gestaltungsphilosophie.
Abmessungen L|H|B 200|85|58cm
Stefan Prattes ist Preisträger des interior scholarship 2015. Mit dem Stipendium von AIT und Sto-Stiftung werden Innenarchitekturstudenten für ihre Ideen und kreative Denkweisen ausgezeichnet.
"Prattes betrachtet Innenarchitektur und Architektur als nicht trennbare Einheit – beide Disziplinen eint der präzise Umgang mit Raum, Objekt, Licht und Materialität. Sein Entwurf für ein nomadisches Möbelstück ist ebenso reduziert wie originell."
