Beten im Vorbeifahren
Tübingen. Nur wenige Orte sind so profan wie eine Autobahnraststätte. Warum nicht gerade dort eine Kirche bauen, um stärker Teil des Alltags der Gläubigen zu werden? Schneider+Schumacher aus Frankfurt am Main errichteten 2009 eine in der Architektenszene viel beachtete Autobahnkirche an der A45 bei Siegen, die am 16. Dezember bei Architektur Heute vorgestellt wird.
Es ist die Philosophie von Till Schneider und Michael Schumacher zweckmäßigen Gebäuden wie Büro- und Gewerbebauten ein besonderes Aussehen zu geben. So erinnert ihre Autobahnkirche zunächst an das Piktogramm auf dem entsprechenden Verkehrsschild. Aus einer anderen Perspektive zeigt sich die Dreidimensionalität mit vielen Flächen. Mit der strahlend weißen Gebäudehülle schaffen die Planer einen Blickfang, der ins Auge fällt ohne sich aufzudrängen. Eine Besonderheit sind die zwei Kirchtürme, durch die das Licht auf den schlichten Altar fällt. Der Innenraum, zurückhaltend mit viel Holz gestaltet, wirkt wie eine wohlige, ruhige Höhle – ein Raum für Besinnung für Reisende.
Architektur Heute ist eine Vortragsreihe der Tübinger Kunstgeschichtlichen Gesellschaft, bei der Architekten aktuelle Projekte und deren Entstehung vorstellen. Die Veranstaltung wird unterstützt von der Sto-Stiftung, der Eintritt ist frei. Der Vortrag von Michael Schumacher findet am 16. Dezember im Hörsaal 25 im Kupferbau der Universität Tübingen statt. Beginn ist 20 Uhr.