Azubi-Trainer verringert Abbrecherquote
Berlin. Das traditionelle Handwerk schlittert in eine handfeste Nachwuchskrise. Lösungen und Modelle dies zu verhindern wurden von über 150 Teilnehmern aus Berufsbildung, Praxis und Wissenschaft beim ersten bundesweiten Bildungskongress des Stuckateurhandwerks unter dem Motto „Brücken bauen für eine bessere Bildung“ diskutiert. Vor allem das Modell Azubi-Trainer bestimmte das Thema. Die Veranstaltung wurde von der Sto-Stiftung maßgeblich finanziert und in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Ausbau und Fassade Rutesheim (Komzet) sowie dem Bundesverband Ausbau und Fassade durchgeführt.
Zu Beginn charakterisierte Professor Klaus Hurrelmann, Leiter der aktuellen Shell-Studie, die Generation zwischen 12 und 25: die Lebensplanung ist zielloser als früher, die Abbrecherquote bei Ausbildungen hoch. Daher, schlussfolgerte Hurrelmann, muss sich die Wirtschaft stärker und frühzeitiger in Schulen engagieren. Junge, bildungsbereite Frauen sind für die Branche zu begeistern.
Die Teilnehmer sprachen sich für handlungsorientiertes Lernen am praktischen Projekt aus und für eine stärkere Verknüpfung der Lerninhalte von Berufsschule und Überbetrieblicher Ausbildung. Durch modulare Zusatzqualifikationen werden innovative Entwicklungen, wie die Klimadecke, bereits vereinzelt in der Ausbildung vermittelt und Weiterbildung als lebenslange Aufgabe definiert.
Um den Azubi nicht nur fachlich, sondern auch persönlich zu betreuen, entwickelte das Komzet das Modell des Azubi-Trainers. Oliver Vana (37) vom Stuckateurbetrieb Albi im badischen Hüfingen berichtete von seinen sehr guten Erfahrungen. Die Stuckateure aus Baden-Württemberg konnten, entgegen dem bundesweiten Trend, seit drei Jahren die Abbruchquote fast auf Null senken. Konrad J. Richter, Sto-Stiftungsrat Handwerk, sieht darin eine große Chance: „Das Modell ist auch in anderen Gewerken, beispielsweise bei Malern, sinnvoll.“ Dr. Roland Falk, Leiter des Komzet, forderte jetzt Brücken zu bauen und aufeinander zugehen. „Die Impulse aus Schulen und Überbetrieblichen Ausbildungszentren müssen im Handwerksalltag ankommen. Der Azubi-Trainer ist dafür ein hervorragender Mittler.“