ARCH+ Praktikum | Blog 01/2017 | Philipp Krüpe
Wie das Plus im Namen der ARCH+ verrät, soll neben ausführlich besprochenen Architektur- und Städtebauprojekten auch der gesellschaftliche Kontext kritisch beleuchtet werden.
Mit anderen Redaktionsmitgliedern arbeitete ich an der Ausarbeitung einer Ausgabe der ARCH+, die sich mit dem Verhältnis von Stadt und Land beschäftigt. Ausgangspunkt sind die seit der Industrialisierung im globalen Maßstab stattfindenden Urbanisierungsprozesse, die – so scheint es seit Anbeginn – auch immer Kritik erfuhren. Die Wiederentdeckung des ländlichen Raumes, verbunden mit aktuelleren Debatten über Nachhaltigkeit, schrumpfende Städte und alternativen Alltagspraktiken bedürfen einer gründlichen Untersuchung, die nicht durch reines Zeigen relevanter Projekte abgetan ist.
Um beispielsweise einen Überblick über die Visionen verschiedener Architekten und Stadtplaner gewinnen zu können, bietet sich deren chronologische Betrachtung an. Und da Entwicklungen selten statisch und linear verlaufen, kann es hilfreich sein, weitere Ebenen hinzuzufügen. Das war meine Aufgabe: Die Zusammenstellung einer Timeline, die visionäre Ansätze über ein neues Denken von Stadt-Land vorstellt und sie politisch wie gesellschaftlich in Relation setzt. Ich entwickelte die Idee, die ausgewählten Projekte in einem Koordinatensystem zu verorten. Während sich auf der einen Achse die Zeit ablesen lässt, werden auf der anderen Achse die Projekte politisch und kulturtheoretisch verortet.
Dass sich diese Methode als hilfreich erweist, wird an folgendem Beispiel sichtbar: Ein Begriff, der immer wieder auftauchte, war Enthierarchisierung, was in diesem Fall grob zusammengefasst die Aufhebung von (städtischen) Zentren beschreibt. Obwohl es sich dabei vor allem um einen sozialistischen Gedanken handelt, taucht er auch in einem demokratisch-kapitalistisch motivierten Projekt auf, das unter anderem durch den US-amerikanischen Geheimdienst CIA während des Kalten Krieges finanziert wurde. Diese politisch hochbrisante Randnotiz wäre wohlmöglich untergegangen, wenn ich die Timeline grafisch eindimensionaler gestaltet hätte und die politische Verortung der Projekte außer Acht gelassen hätte.
Über Philipp Krüpe
Philipp studiert im Rahmen eines Mentoren-Master-Programms bei Prof. Stephan Trüby Architektur und Kulturtheorie an der Technischen Universität München. Schon während seines Bachelor-Studiums bewegten sich seine Interessen von der klassischen Architekturproduktion hin zu einer theoretischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Architektur. In seiner Bachelor-Thesis beschäftige er sich mit Architektur und Langeweile, dabei entstand unter anderem eine in essayistischer Form verfasste "Prolegomena zu einer Theorie der Langeweile". Neben seinem Studium übernahm er kuratorische Tätigkeiten für die Architekturgalerie München sowie das Buchheim Museum und ist Mitgründer des Architektur-Publikationsmediums o.D. (Architektur on Demand).