Reallabor Hagenmarkt: „Lernexperiment“ mitten in Braunschweig
Das Projekt „Reallabor Hagenmarkt“ der TU Braunschweig eröffnete am Donnertag, den 1. Juli, feierlich seinen Projektstandort. Es gehört in diesem Jahr zu den acht Gewinner-Projekten des DesignBuild-Wettbewerbs der gemeinnützigen Sto-Stiftung in der Kategorie „Project“. Hierbei werden Arbeiten unterstützt, die sich der Lehr- und Lernmethode „DesignBuild“ verschrieben haben.
Drei Institute der TU Braunschweig, das Institut für Architekturbezogene Kunst (IAK), das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und der Stadt (GTAS) und das Institut für Gebäude- und Solartechnik (IGS), verwandeln den Hagenmarkt in ein offenes Laboratorium für Themen wie Energieeffizienz, Autarkie, sanfte Mobilität und Recycling „urbaner Ressourcen“.
„Wir haben hier einen Möglichkeitsraum geschaffen. Dieser kann jeden Tag anders aussehen. Das soll die Menschen dazu animieren über den Platz nachzudenken“, erklärt Folke Köbberling. Die Professorin vom IAK ist neben Frau Prof. Elisabeth Endres und Frau Prof. Tatjana Schneider eine der InitiatorInnen des Projekts. Zusammen mit Studierenden, Wissenschaftlichen Mitarbeitern und Freiwilligen aus der Bevölkerung wurden in den letzten vier Wochen auf dem Hagenmarkt verschiedene experimentelle Räume und Strukturen entwickelt. Dabei stehen vor allem Stadtgestaltung und Stadtnutzung im Mittelpunkt. Denn wie zum Beispiel der Hagenmarkt gestaltet und genutzt werden soll ist sehr umstritten. „Die Bedeutung des Platzes ist spürbar. Menschen bleiben immer wieder stehen und fragen, was hier entsteht“, berichtet Maximilian Springer, einer der Studierenden, die an dem Projekt mitarbeiten.
Es gab mehrere Entwürfe für eine Neugestaltung, doch keiner stellte die Anwohner wirklich zufrieden. Ein zuerst ausgewählter Beitrag wurde nach Protest komplett verworfen. Die Projektverantwortlichen reagieren mit dem Reallabor auf den Wunsch der Stadtbevölkerung, aus dem Platz wieder einen Begegnungsort zu machen. Er soll mit innerstädtischem Leben gefüllt und die Aufenthaltsqualität insgesamt erhöht werden.
Teil der Konzeption ist ein selbstgebauter Pavillon. Diesen haben die Studierenden unter der Aufsicht von Wissenschaftlichen Mitarbeitern fast ausschließlich aus gebrauchten Materialien errichtet. „Das Material entwickelt bei uns die Form“, erklärt Prof. Köbberling. Tatsächlich besteht das Haus u.a. aus alten Türen, Schafswolle, Sand, gebrauchten Holzplatten. Das Gebäude steht exemplarisch für kreislaufgerechtes Bauen und wird in den nächsten Wochen als Ausstellungsraum, für Installationen und Live-Performances genutzt.
Außerdem soll das Reallabor den Hagenmarkt zu einem Ort des freien Dialogs umfunktionieren. Die einzelnen Veranstaltungen setzen Impulse, um über soziale und ökologische Nachhaltigkeit zu reflektieren. Das Programm der nächsten Wochen umfasst Spaziergänge, Workshops, Präsentationen und vieles mehr.
Es kann jedoch jederzeit etwas dazukommen und sich verändern. „Vieles was wir hier machen ist Austesten und ein großes Lernexperiment. Es ist das erste Projekt für uns in dieser Größenordnung“, erklärt Prof. Schneider und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Licia Soldavini ergänzt: „Das tolle an DesignBuild ist, dass es hilft auf Veränderung zu reagieren und Flexibilität beim Bauen ermöglicht.“
Den InitiatorInnen ist bei dem Projekt sehr wichtig, dass sich jeder einbringen kann. Immer wieder bleiben Bürger stehen und sprechen mit den Beteiligten, bieten Hilfe an oder stellen Fragen. „Insgesamt ist das Projekt sehr positiv aufgenommen worden“, berichten die beteiligten Studierenden.
Noch bis Ende Juli finden auf dem Hagenmarkt verschiedene Veranstaltungen statt. Vielleicht aber auch länger. Prof. Endres stellte eine mögliche Verlängerung in Aussicht: „Wir sind noch lange nicht am Ende.“
Alle Interessierten sind eingeladen mitzumachen und mitzudiskutieren und sich selbst ein Bild des besonderen Förderprojekts zu machen..
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