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Nachbericht | Prag - Risiken eingehen mit Eva Jiřičná

Der zweite Vortrag der November Talks in Prag trug den Titel „Taking Risk – About the Art of Creating a Material World“.

Der zweite Vortrag der November Talks in Prag trug den Titel „Taking Risk – About the Art of Creating a Material World“. Darin erzählte die Architektin Eva Jiřičná (Eva Jiricna Architects/AI DESIGN) vor vollem Auditorium von ihrem Berufsleben und den Erfahrungen, die sie in Großbritannien und der Tschechischen Republik gesammelt hat.

„Mit diesem Vortrag will ich zukünftigen Architekten Mut für ihre Arbeit und ihre Karriere machen“, sagt Eva Jiřičná. Sie selbst wollte ursprünglich Chemie studieren. Das Experimentieren, die Präzision und die Entdeckung der Möglichkeiten verschiedener Materialien faszinierten sie. Doch es kam anders. Als Umstände sie zum Architektur-Studium brachten, empfand sie diese Entscheidung zunächst als eine Herausforderung, die es zu bewältigen galt. Auf die Frage, ob sie Architektin werden solle, antwortete ihr Vater – ebenfalls in diesem Beruf tätig – dass sie bestenfalls einen Mann vom Fach heiraten könne. Im Wesentlichen war es damals ein Beruf für Männer. „Ich wollte den Beweis antreten, dass auch eine Frau Architekt werden kann“, betonte Jiřičná. Und das tat sie mir großem Erfolg und blickt nun auf mehr als ein halbes Jahrhundert Berufserfahrung zurück.

Schon kurz nach Beginn ihres Architekturstudiums liebte sie dieses Fach. Jiřičná studierte an der CTU in Prag bei Professor Fragner, wo sie vor allem ein gutes Verständnis für das Zeichnen erlangte, für Perspektiven und technische Entwürfe. In einer Zeit, in der alles noch ausschließlich von Hand gezeichnet wurde – es waren die 1960er Jahre – öffneten ihr diese Fähigkeiten die Türen, um in London zu arbeiten. Sie kam im Frühjahr 1968 an und sollte die nächsten dreißig Jahre bleiben – eine Folge des sowjetischen Einmarschs in die Tschechoslowakei und ihrer Mitgliedschaft in der Liga für Menschenrechte.

Im Westen entdeckte sie eine weitaus buntere Welt, von der sie auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs kaum hätte träumen können. Und das verzauberte sie. Eine ihrer ersten Aufgaben in Großbritannien war der Hafen in Brighton. Sie erhielt dieses Projekt vor allem wegen ihrer zeichnerischen Fähigkeiten, und es erwies sich als sehr lehrreich für die junge Architektin. So lernte Jiřičná beispielsweise bei den Inspektionstagen, ein großes Team von Mitarbeitern zu leiten. „Zunächst fürchtete ich mich vor solchen Aufgaben, da ich keine Erfahrung damit hatte“, erinnert sich Jiřičná. „Doch dann sagte ich mir, dass ich es schon schaffen werde, es einfach schaffen musste.“ Und sie hatte Erfolg.

Durch das gesamte Werk von Eva Jiřičná zieht sich ein markantes High-Tech-Motiv. Damals tauchten immer öfter industrielle Elemente auch im alltäglichen Bauwesen auf. Bei Projekten arbeiteten die Architekten von Anfang an mit Bauexperten und Ingenieuren zusammen. Das hatte großen Einfluss auf das bauliche Ergebnis.

Ausgehend von diesen Großprojekten wandte sie sich allmählich der Innenarchitektur zu. Hier wurden markante Glastreppen zu ihrem Markenzeichen. Dieses Element brachte ihre Faszination für Experimente und Details voll zur Geltung. „Bei diesen ersten Umsetzungen testeten mein Designteam und ich buchstäblich alles, was man mit Glas machen kann, um die erforderlichen Eigenschaften und die notwendige Sicherheit zu erreichen“, erklärt die Architektin. Nach 1989 kehrte Eva Jiřičná nach Prag zurück und begann, an Aufträgen von Václav Havel zu arbeiten. Angesichts der begrenzten Erfahrung lokaler Baufirmen und Ingenieure lud sie Experten aus dem Ausland ein. Mit diesen setzte sie Arbeiten wie die Orangerie in der Prager Burg oder den Umbau der verfallenen St. Anna-Kirche zum Veranstaltungszentrum „Prague Crossroads“ um. Derzeit arbeitet Jiřičná gleichzeitig in ihrem Londoner Büro und ihrem Prager Studio AI Design. Die meisten ihrer aktuellen Projekte befinden sich in Tschechien – Zlín, Ostrava, Pardubice, Frýdek-Místek oder Prag.

Die Architektin versteht Architektur als Dienstleistung, das ist das Wesentliche am architektonischen Schaffen für sie. Ihre Arbeiten werden mit einem großen Verständnis für soziale Verantwortung umgesetzt. Sie durchlaufen dabei einen komplexen Entstehungsprozess: von der ersten Inspiration und Vorstellung einer Lösung über die anschließende Interpretation und das Befolgen des persönlichen Instinkts. „Architektur ist Teamarbeit und nicht das Ergebnis von Einzelpersonen“, stellt sie klar. „Für mich persönlich war es immer wichtig, jede Arbeit so gut wie möglich abzuschließen.“

Anhand zahlreicher Projekte zeigte Jiřičná dem Publikum, wie viel Energie ihr der Architektenberuf gegeben hat, sei es in Freude oder in Enttäuschung. Wird sie mit schwierigen Situationen und komplizierten Entscheidungen konfrontiert, versucht sie, diese mit Humor und Bescheidenheit zu lösen. „Das ganze Leben eines Menschen ist ein Lernprozess“, sagt sie. „Jeder Fehler bringt uns weiter. Das größte Risiko im Leben besteht darin, überhaupt kein Risiko einzugehen.“

Das hochaufgelöste Bildmaterial finden Sie hier zum Download.

Alle Nachberichte, auch der anderen Standorte, stellen wir Ihnen nach und nach ebenfalls zur Verfügung. Sie finden diese Daten unter folgendem Link zum Download.

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