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Nachbericht | November Reihe im März | Ben van Berkel in Mailand

Arnhem Station, ein Design, das 20 Jahre brauchte

Ben van Berkel, Inhaber des weltbekannten Architekturbüros UN Studio, schloss am 13. März die sechste Folge der November Reihe 2017 am Polytechnikum Mailand ab. Van Berkel sprach über die Rolle digitaler Werkzeuge im Designprozess. Er konzentrierte sich dabei nicht auf die parametrische Natur, wie sie in den vorausgegangenen Vorträgen propagiert wurde, sondern machte Aussagen über die Notwendigkeit, in gewissem Maß das zu erzielen, was er als „sensorisch-adaptive Architektur“ bezeichnete. So war denn auch der Vortrag durchsetzt mit den Techniken, den digitalen Werkzeugen und vor allem mit den ultimativen Sinneseindrücken, die die Arnhem Station hervorruft, ein Design, das vor 20 Jahren begann und 2015 fertiggestellt wurde. Die Bebauung, die sich auf der größten Baustelle der Nachkriegszeit in Arnhem vollzog, wurde in den letzten Jahren zum “Haupteingang” der Stadt. Sie integrierte verschiedene Formen der Beförderung und griff die Vorstellung des Reisens in Zeit und Raum auf. Die Idee einer “Transfermaschine” wurde vom Studio in die kontinuierliche Innen/Außen-Oberfläche einer Klein’schen Flasche übersetzt, wobei das Endziel darin bestand, die Unterscheidung zwischen innerhalb und außerhalb des Terminals zu verwischen, indem man mit dem abfallenden Terrain der Umgebung arbeitete und dieses fortsetzte, als ob das Terminal ein größerer und gewundener Hügel wäre.

Die neuen Ideen von Ben van Berkel, zusammen mit dem theoretischen und praktischen Vorgehen des Büros führten dazu, sich Räume vorzustellen, in denen die Komfortzone größer ist als die tatsächlichen Gebäude. Der Designprozess des Büros wird vom Architekten als “nicht-parametrisch” bezeichnet, weil er den architektonischen Prozess als einen Weg versteht, um eine Reihe von Werten wie z.B. Sicherheit und Nachhaltigkeit zu schaffen. Dieses Ökosystem von Ideen, das von der ersten Skizze bis in die Bauphase reicht, wird vom Büro in einige Fixpunkte übersetzt, auf welchen die gesamte Architektur aufgebaut ist.

Van Berkel sprach über digitale Werkzeuge und solche zur Herstellung und hob dabei die Struktur dieses “Transport-Hubs” hervor, die durch gedrehte Pfeiler definiert wird. Diese Struktur war nur möglich, wenn man sich von den herkömmlichen Bauverfahren und Materialien löste. Trotz seiner anfänglichen Abneigung, mit Stahl zu bauen, ersetzte dieser die Betonstruktur, die ursprünglich für die Station vorgesehen war, um so die Dicke der Elemente und auch die Bauzeit des Gebäudes zu verringern. Das Ergebnis ist ein Raum ohne Pfeiler, der um die Fußgängerwege herum gebaut ist und denen die Leute intuitiv folgen können, um sich innerhalb der Station von einem Ort zum anderen zu bewegen.

Ben van Berkels synthetischer Vortrag schloss mit einer ausgedehnten Zeitspanne für Fragen, damit die Zuhörer sich nach den Projekten seines Büros, nach seiner Philosophie und auch nach seinen Plänen für die Zukunft erkundigen konnten. Die Zuhörerschaft griff gerne die Idee auf, ihre Ansichten über die Nutzung des Raumes zu äußern, speziell bei Projekten wie der Arnhem Station, wo sie die Moebius-artige Form der Doppelkurven-Geometrie im zentralen Raum entdeckten, die man sich im UN Studio vorgestellt hatte. Dabei interessierte nicht nur die interessante Verknüpfung der futuristischen Form mit der Idee, im Raum zu reisen, sondern auch die Art, wie strukturelle Kräfte aufgeteilt wurden. Im zweiten Teil des Vortrags gab Ben van Berkel der Zuhörerschaft die Gelegenheit, die Art von physischem Raum zu verstehen, die ihm vorschwebt, wenn er ein architektonisches Konzept erstellt. Raum wird auf verschiedene Arten betrachtet, was er eine “kaleidoskopartige Wahrnehmung von Raum” nannte, was bedeute, dass sie jedes Mal anders und subjektorientiert sei. Die Faszination für Engineering geht einher mit der zentralen Ausrichtung auf den Benutzer. Bei der Arnhem Station selbst wird die Vorstellung von einem “sensorischen Raum” durch die intensive Nutzung von natürlichem Licht verstärkt, welches um die V-förmigen Betonpfeiler strömt und durch eine Reihe von transparenten Fassaden des Zentrums eindringt. Dank der schwachen Trennlinien zwischen dem Raum innen und außen “streckt die Station den Bereich über die einfache Mobilität hinaus” und ermöglicht so, dass sich die ganze Bevölkerung am Gebäude freuen kann. Was passiert um uns herum? Auf welche Art könnten wir Technologien nutzen, um die Umwelt innen zu verbessern? Ben van Berkel verabschiedete sich von den Zuhörern und ließ diese Fragen im Raum stehen, wobei er allerdings versprach, in der Zukunft wiederzukommen.

Interview mit Ben van Berkel

Das Video finden Sie auf dem YouTube-Kanal der Stiftung.

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