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Jacob van Rijs | MVRDV | Rotterdam

Am 18. November präsentierte Jacob van Rijs von MVRDV seinen Vortrag zur Architektur

November Reihe 2016 in Mailand

Der dritte Vortrag der Novemberreihe war den erstaunlichen Arbeiten des Architekturstudios MVRDV gewidmet. Architektur, Urbanistik und Forschung verbinden sich zu einem geschlossenen Architekturansatz, aus dem visionäre Ideen für integrierte Gebäude, eine innovative Stadtentwicklung und Materialinnovationen entstehen. Jan van Rijs, der zusammen mit Winy Maas und Nathalie de Vries 1993 das Studio MVRDV in Rotterdam gegründet hat, erläuterte in seinem Vortrag, wie ihre Arbeiten durch die methodische Forschung zu den Themen Dichte, Diversität und Transformation zusammenhängen. Durch die unterschiedliche Verbindung von räumlicher Neuorganisation und formeller Komplexität wird die optimale Nutzung des vorhandenen Raums angestrebt. Die erste Publikation von MVRDV mit dem Titel FARMAX (1998) ist ein Handbuch und zugleich ein Manifest. Darin breitet das Studio sein zentrales Thema der Bebauungsdichte aus, das besonders in Ländern mit viel Platzbedarf, wie den Niederlanden, ein Problem darstellt.

Im Zentrum der Architektur von MVRDV steht die Frage, wie das Gebäude sich zu seinem Kontext verhält. Die Form spiegelt dabei in gewisser Weise die Umgebung wider, ohne sie allerdings zu replizieren. Die 2014 fertiggestellte Market Hall in dem aus der Vorkriegszeit stammenden Stadtzentrum von Rotterdam ist ein einzigartiges Gebäude, das Einkaufen, Freizeit, Wohnen und Parken unter einem Dach vereint. Besonders interessant an diesem Gebäude ist die Halle mit einer gewölbeartigen Dachkonstruktion, die innen mit einer mehrfarbigen Verkleidung ausgestaltet ist. Die Idee eines Gebäudes, das sich aus dem Boden erhebt, kommt in der Fassadenverkleidung zum Ausdruck, die sich in Farbe und Proportionen direkt an die Gehwegpflasterung anlehnt. Den seitlichen Abschluss der tunnelartigen Form bildet eine flexible, abgehängte Glasfassade, die den Blick nach außen erlaubt. Diese Konstruktion ist die größte ihrer Art in Europa.

Seine visionären Ideen für die Stadtentwicklung hat das Studio MVRDV exemplarisch beim Almere Oosterworld Project mit einem DIY-Konzept umgesetzt, das Quartieren und Gemeinden einen möglichst großen Gestaltungsfreiraum läßt. Das 15.000 Wohnungen, 26.000 Arbeitsplätze und 135 ha Gewerbeflächen umfassende Projekt basiert auf einem Bottom-up-Ansatz, der die Bedürfnisse des Einzelnen und der Gemeinschaft als Ausgangspunkt für die Gestaltung der Stadt der Zukunft betrachtet.

2012 präsentierte MVRDV für die Stadt Bordeaux für die sogenannte Bastide Niel einen Masterplan der Geschichte, der menschliches Maß und Individualität mit Dichte und Nachhaltigkeit verbindet. Der Masterplan erhält die bestehenden historischen Strukturen und Bahngleise, und bedient sich ihrer als Grundlage für das Neue. Die Neubauten sind dabei eine Fortschreibung des bereits Bestehenden und beruhen auf dem Erhalt, der Umgestaltung und der Erweiterung des vorhandenen Baubestandes. Die Architekten bezogen in ihr Konzept auch Aspekte wie Grünflächen, Sonneneinstrahlung und Energieeffizienz mit ein, so dass sich neue Typologien ergaben.

Wie viele andere Architekten, ist auch das Studio MVRDV von Glasfassaden und den Effekten von Tages- und Neonlicht fasziniert. Das neue Fassadenkonzept des 2013 in Südkorea realisierten Chungha Building verwandelte die vorhandene Außenhaut in eine Ansammlung von Schaufenstern mit einer mehrfarbigen Neoneinrahmung. Von außen wirkt das Gebäude wie ein Mosaik aus Reklametafeln, die zeigen, was sich im Inneren abspielt.

Das 133 Wai Yip Street Building mit dem Beinamen “The Glass Office” aus dem Jahr 2016 ist das jüngste Projekt im Rahmen eines permanenten Experimentierens mit dem alternativen Einsatz von Glas in der Architektur. Das vorhandene Gebäude wurde bis auf seine ursprüngliche Betonstruktur zurückgebaut und dann mit weißem Anstrich, Glas und Edelstahl so wiederaufgebaut, dass das Skelett erhalten blieb und markant hervortritt. Alt und Neu sind leicht zu unterscheiden, indem Ersteres opak und Letzteres transparent erscheint. Tische, Regale und sogar Böden bestehen aus Glas und dienen als Metapher für eine “transparente Gesellschaft, die sich für das interessiert, was hinter verschlossenen Türen vor sich geht”.

Bei den zur gleichen Zeit in Amsterdam entstandenen Crystal Houses kommt Glas an den Außenwänden und Fensterrahmen zum Einsatz. Dieses visionäre Projekt entstand für einen Auftraggeber, der in der teuersten Einkaufsstraße einen Flagship Store in einer Kombination aus traditioneller niederländischer Bauweise und internationaler Architektur haben wollte. Die Architekten ersetzten die ursprüngliche Ziegelfassade der ersten beiden Etagen durch eine fast vollverglaste Fassade, die die Originalbauweise imitiert und in den bewohnten obersten Stockwerken in eine traditionelle Terracotta-Ziegelbauweise übergeht.

Die Crystal Houses stehen exemplarisch für den kreativen und visionären Architekturansatz des Studios MVRDV. Als Team ziehen sie oftmals auch Vertreter anderer Disziplinen hinzu, um mit ihnen im Rahmen eines multidisziplinären Ansatzes zusammenzuarbeiten. Durch Experimentierfreude, systematische Vorgehensweise und Kreativität gelingt es den holländischen Architekten, Auftraggeber in unerwartete Richtungen zu lotsen, Erwartungen zu wecken und neue architektonische Ideen für die Zukunft zu liefern.

Video-Interview mit Jacob van Rijs

Das Video finden Sie auf dem YouTube-Kanal der Sto-Stiftung

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