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Das Wesen der Architektur

Kurzbericht zum Vortrag von Peter St John im Rahmen der November Reihe 2011

Zum dritten Abend der November Reihe ließ es sich der aus London angereiste Referent nicht nehmen, den anwesenden Festlandeuropäern die Ideen der englischen Architektur in einem kleinen Exkurs näherzubringen. Nicht ohne Grund ist Peter St John, neben seiner Tätigkeit als Architekt, seit dem Ende seines Studiums am UCL Bartlett School of Architecture und an der Architectural Association in der Architekturlehre tätig.

So spielt die intensive theoretische Beschäftigung mit dem Wesen der Architektur in den Arbeiten des 1990 gegründeten Büros eine entscheidende Rolle - und damit auch die Frage nach dem typisch Englischen. Dieses erkennt St John in der Gestaltung des Landschaftsgartens, der für ihn ein Höhepunkt der britischen Gestaltungsgeschichte darstellt.

Am Beispiel von Rousham Park in Oxfordshire erläutert er die Funktionsweisen dieser Anlagen. In ihnen findet sich im Gegensatz zu den Gärten des Barock, die durch ihre Geometrie bewusst ihre Künstlichkeit betonten, ein informelles Prinzip, dass landschaftliche Elemente in Beziehung zur Architektur setzt. Aus dieser Verkettung verschiedener Situationen und Blickbeziehungen, die dem Besucher des Gartens die Bühne für philosophische Spaziergänge zur Zeit der Aufklärung boten, leitet er das szenische Leitmotiv seiner Architektur ab.

Dass sich diese Ideen auch in der heutigen Zeit wieder finden lassen, illustriert der Architekt anhand der Bilderserie „Visible Worlds“ des Schweizer Künstlerduos Fischli&Weiss. Hier trifft man in der Banalität der modernen Großstadt auf Situationen, die das Arrangement der englischen Gärten in einen aktualisierten Kontext setzen.

Stellvertretend für diese Idee von Architektur steht der erste Wettbewerbsgewinn des damals noch jungen Büros, der Bau einer Galerie für die Sammlung Garman Ryan im englischen Walsall. Der Ort im Nordwesten Englands steht für den Strukturwandel einer einstmals industriell geprägten Region. Der Neubau setzt inmitten der bestehenden Stadtstruktur einen starken Akzent und ist doch ein Teil des Ganzen. Durch den Rückgriff auf die Thematik des Arrangements von Vorder –und Hintergrund ist die Erscheinung des Gebäudes, obwohl aus demselben lokalen Naturstein bestehend, heller als seine Umgebung und entfernt sich dadurch optisch von ihr. Dies führt zu einer veränderten, variantenreicheren Wahrnehmung der Stadtsilhouette.

Und auch im Inneren werden die räumlichen Beziehungen zur Umwelt thematisiert. So lernt der Besucher durch den gerahmten Blick in die Stadtlandschaft sein Umfeld aus einem neuen Blickwinkel kennen. Diese neuen Situationen im städtischen Gefüge stehen für den sich wandelnden Ort und schaffen mit den Worten Peter St Johns eine „positive Attitude“.

Festlegen lässt sich die Arbeit des Büros Caruso St John dadurch aber nicht, zeichnet sie sich doch gerade durch ihre Vielfalt im Hinblick auf Maßstab, den Umgang mit dem historischen Kontext und der Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Fachbereichen aus.

Pressekontakt

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