ARCH+ Praktikum | Blog 01/2018 | Alexandra Nehmer
In den letzten Monaten stand für mich die Arbeit an dem Thema "Architekturen der Globalisierung" im Vordergrund, das als zweite Publikation in der "projekt bauhaus"-Reihe erscheint. Ein Beitrag, der mir darin besonders wichtig ist und den ich durch den ganzen Arbeitsprozess begleiten konnte, war der Essay "Die Souveränität der Archipele – Eine Neukartierung des pazifischen Migrationsraums" von Lizzie Yarina.
Ausgangspunkt dafür war die Frage nach neuen Konzepten universeller Rechte in einer Gegenwart, in der Migration und Globalisierung an Staatsbürgerschaft gebundene Rechte zunehmend in Frage stellen. Bei der Konzeption des Themas hat sich schnell die Klimamigration als ein Schwerpunkt herausgebildet. Denn für immer mehr Menschen wird der Klimawandel zum Grund, ihr Heimatland zu verlassen. Und insbesondere durch die Verbreitung ressourcenintensiver Baustoffe wie Beton trägt die Architektur eine Mitverantwortung für diese Klimaveränderungen.
Bei der Recherche nach Autor_innen, die dieses Thema bearbeiten könnten, bin ich auf Lizzie Yarina gestoßen. 2016 hat sie mit einer Arbeit über Pazifikinseln, die durch den steigenden Meeresspiegel bedroht sind, ihren Master am MIT abgeschlossen und seitdem erste Artikel publiziert. Wir nahmen Kontakt mit ihr auf und konnten sie für den Beitrag gewinnen. Gemeinsam mit ihr haben wir das Thema für ihren Artikel weiterentwickelt und uns über ihre ersten Textentwürfe ausgetauscht. Ihren fertigen Artikel habe ich dann an den Übersetzer geschickt, redigiert und Fakten und Quellen geprüft. Im Team haben wir die Bildauswahl getroffen, Bildunterschriften verfasst und mit der Grafikerin das Layout abgestimmt. Als letzter Arbeitsschritt standen die Korrekturschleifen der Satzkorrektur an, bevor wir den Artikel dann mit der gedruckten Publikation in den Händen halten konnten.
Geschichte der Normen und Standards
Im Oktober konnte ich außerdem am Symposium "Norm-Architektur" am Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main teilnehmen, das vom Fachgebiet Architekturtheorie und Entwerfen der Universität Kassel in Kooperation mit ARCH+ und projekt bauhaus ausgerichtet wurde und auf dessen Basis eine zukünftige ARCH+ Publikation erscheinen wird.
Die Konferenz ging der Geschichte der Normen und Standards als einem blinden Fleck in der Architekturgeschichtsschreibung nach, die dennoch die Moderne maßgeblich geprägt hat. Die Konferenzbeiträge machten deutlich, dass Normen und Standards immer auch mit sozialen Verhältnissen und insbesondere den Arbeitsbedingungen derjenigen, die an Bauprojekten beteiligt sind, verknüpft sind. Hoffte die klassische Moderne, durch Normierung die Basis für eine rationalere und somit gleichberechtigtere Gesellschaft bilden zu können, führte die Standardisierung des Bauprozesses tatsächlich oft zur Schwächung der Position von Arbeiter_innen, da sie deren Ausbildung und Fachwissen zunehmend ersetzte. Besonders eindrücklich war auch ein Vortrag von Samuel Webb vom Royal Institute of British Architects, der als Experte für Feuersicherheit an mehreren Untersuchungen von Brandkatastrophen in Großbritannien beteiligt war und mit seinem Bericht über den Brand des Grenfell Tower in London ein Beispiel für das Versagen von Normen lieferte, das durch die Deregulierung von Sicherheitsstandards und der Baukontrolle unter dem Neoliberalismus mitverursacht wurde.
Der erste Tag des Symposiums war als Young Researcher Forum geplant, die Vortragenden wurden aus einem internationalen Open Call ausgewählt. So hatte ich die Gelegenheit, mich mit Doktorand_innen und jungen Wissenschaftler_innen aus unterschiedlichen Ländern auszutauschen und bin mit vielen spannenden Eindrücken wieder zurück nach Berlin gefahren.
Über Alexandra Nehmer
Alexandra studiert Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität in Berlin. Im Rahmen ihres Masterstudiums hat Alexandra zwei Trimester am Department of Visual Cultures des Goldsmiths, University of London verbracht. Schwerpunkte ihres Studiums sind Repräsentationskritik und kulturwissenschaftliche Stadt- und Architekturforschung. Von 2014 bis 2015 arbeitete sie am Haus der Kulturen der Welt im Projekt Wohnungsfrage.