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Landschaftsprojekte mit ökologischer Komponente | Leor Lovinger

November Reihe 2015 in Prag

Im Rahmen der Vorlesungsreihe November Talks hat der israelische Landschaftsarchitekt Leor Lovinger in den Räumlichkeiten der Fakultät für Architektur ČVUT einen Vortrag gehalten. Im ersten Teil seines Vortrags hat Lovinger die Arbeit einiger bedeutender Landschaftsarchitekten vorgestellt, mit denen er während seines Studiums an der University of California Berkeley und zu Beginn seiner Karriere in den USA zusammengearbeitet hat. Im zweiten Teil widmete er sich seiner eigenen Arbeit nach der Rückkehr nach Israel.

Lovinger sprach von vier Architekten, mit denen er während seines Aufenthaltes in den USA zusammengearbeitet hat und die nicht nur seine Sichtweise der Landschaftsarchitektur, sondern auch der Arbeitsstruktur beeinflusst haben.

Lawrence Halprin, der sich vor allem der Landschaftsarchitektur des Yosemite National Parks widmet, hat Lovinger inspiriert, sich mit dem Problem der Zugänglichkeit von Landschaften für alle Personen, insbesondere für Personen mit einem Handicap, auseinanderzusetzen. In seinen Skizzen untersucht Halprin detailliert nicht nur die physische Zugänglichkeit, er beschäftigt sich auch mit der Problematik unterschiedlicher Blickwinkel von stehenden und von im Rollstuhl sitzenden Personen.

Ein weiterer "Lehrer" für Lovinger war Michael van Valkenburgh. 2007 hat er als Mitglied seines Teams an der Realisierung des Gewinnerprojekts im Wettbewerb Lower Don Lands in Toronto mitgewirkt. Der Schlüssel zum Erfolg des Projekts lag nach Lovinger in der engen Zusammenarbeit des Architektenteams mit Naturwissenschaftlern und Hydrogeologen. In jeder Projektphase standen die Entwicklung der Biodiversität und das Überschwemmungsmanagement im Mittelpunkt, also Elemente, die seitdem in Lovingers Arbeit eine maßgebliche Rolle spielen.

Am Rande wurden zudem Projekte erwähnt, die sich mit Orten der Erinnerung auseinandersetzen. Diese Projekte sind im Zuge der Terroranschläge vom 11.9.2001 entstanden und wurden zudem durch eigene Erfahrungen des Autors beeinflusst, denn in der Nähe seines Wohnortes wurden einige Terroranschläge verübt.

Landschaftsgestaltung in Zusammenarbeit von Wissenschaft und Architektur

Im zweiten Teil seines Vortrags widmete sich Lovinger seiner Arbeit seit der Rückkehr nach Tel Aviv im Jahr 2009 und seiner Gründung des Büros Urbanof. Mit seinem Büro konzentriert er sich insbesondere auf die Umsetzung von Landschaftsprojekten mit einer sehr stark ausgeprägten ökologischen Komponente. Lovinger setzt sich im Rahmen seiner Projekte ausführlich mit den hydrologischen Zuständen von Landschaften und mit den Möglichkeiten einer Verbesserung von Faktoren, die für die Entwicklung von Biodiversität notwendig sind, auseinander. Des Weiteren wurden Projekte zur Revitalisierung der Gartenstädte Beer Sheba, Tel Aviv Water and Green Infrastructure Master Plan, Ramat Ha Kovesh Playground, Urban Blue Lung für Jaffa Port und State Comptroller Building beschrieben und einige weitere bereits ausgeführte oder sich zurzeit in der Endphase befindliche Projekte erwähnt.

Bei allen Projekten wurde die produktive Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Architekten hervorgehoben. Insbesondere am Beispiel von Tel Aviv Water and Green Infrastructure Master Plan und Ramat Ha Kovesh Playground wurde ausführlich mit Hilfe unterschiedlicher Messwerte die Durchflussregulierung bei angesammeltem Regenwasser im Innenraum beschrieben. Das Hauptproblem der Stadt Tel Aviv bestand in der Durchflussregulierung von Regenwasser. In Städten wird Regenwasser üblicherweise durch die Kanalisation in Meere oder Flüsse abgeleitet. Beim Ausbau eines Gebiets muss die Kapazität der für den Abfluss von Regenwasser zuständigen Kanalisation erhöht werden. Oder es müssen andere Lösungen für die Reduktion von Regenwasseransammlungen entwickelt werden. Das nachfolgend vorgestellte Projekt basierte auf Lösungsansätzen, welche bereits in New York und in Kopenhagen angewandt wurden. Als Alternative zur Erneuerung des Kanalisationsnetzes durch neue Rohrsysteme mit einer höheren Kapazität, wurden drei Lösungen in Erwägung gezogen: 1. Retention mit Hilfe landschaftsgestalterischer Maßnahmen, 2. Retention mit Hilfe neuer Technologien, 3. Retention mit Hilfe von Retentionssystemen aus Beton. Die Stadt hat sich für eine Kombination der ersten und dritten Option entschieden. So wurde eine Retention mit Hilfe landschaftsgestalterischer Maßnahmen mit der konservativen, jedoch erprobten Methode der Retention mit Hilfe von Retentionssystemen kombiniert. Im Vergleich zur Erneuerung des Kanalisationsnetzes hat die Stadt so mehrere Millionen Euro gespart. Gleichzeitig mit dem Bau von Retentionssystemen wurde das ganze Gebiet landschaftlich umgestaltet, mit Rücksicht auf Erhöhung der Biodiversität und Schaffung heterogener, jedoch miteinander verbundener Biotope.

In einem geringeren Ausmaß arbeitet mit der Retention von Regenwasser in dem genannten Gebiet auch das Projekt Ramat Ha Kovesh Playground. Hier wurde ein in S-Form gestalteter, absteigender Weg genutzt, in dessen Kurven befinden sich mit Sand aufgefüllte Vertiefungen, auch Spielgeräte sind dort angebracht. Im Fall von Starkregen dienen diese Vertiefungen als Retentionsbecken und ermöglichen einen schrittweisen Wasserabfluss.

Ein einmaliges wissenschaftlich-architektonisches Projekt stellte der Wettbewerb im Hafen von Jaffa dar. Im Zentrum stand eine Zusammenarbeit mit Meeresbiologen, im Entwurf wurde das neue Material ECOncrete verwendet, dessen Zusammensetzung für die Verwendung in der Unterwasserwelt besser geeignet ist.

Dachbepflanzung und biologisch aktive Fassaden

Beim letzten im Vortrag angesprochenen Projekt handelt es sich um das Gebäude State Comptroller Building. Neben der Dachbepflanzung wurde hier eine einmalige Fassade verwendet, die aus dem Rohstoff Biologically active concrete wall gefertigt wurde. Die 30x30 cm großen Platten absorbieren bis zu 0,5 l Wasser und dürfen bepflanzt werden. Im Unterschied zu konventionellen Technologien der vertikalen Bepflanzung, bedürfen diese Platten weder einer regelmäßigen Pflege noch Bewässerung.

Zum Schluss wurden einige Fragen gestellt, insbesondere zur Problematik der Zusammenarbeit mit örtlichen Ämtern: So wie überall, verfügt man auch in Israel über keine einheitliche Lösung, jedes Projekt bedarf einer individuellen Vorgehensweise.

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