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Vom Bauen zur Architektur

Kurzbericht zum Vortrag von Schulz & Schulz im Rahmen der November Reihe

Bereits im sechsten Jahr fand die November Reihe im stets gut besuchten großen Audimax der Universität Stuttgart statt. Zum Auftakt waren die Inhaber des Büro Schulz & Schulz aus Leipzig geladen. Die Brüder Ansgar und Benedikt starteten die Reihe mit einem sehr persönlichen Werkvortrag, der anhand der eigenen Lebenswege ihr Verständnis von Architektur erklärte und ihre Motivation erläuterte. Als Architektensöhne waren sie von Kindheit an vom Geschehen auf der Baustelle fasziniert, mit dem Studium an der RWTH in Aachen entwickelten sie ihre große Begeisterung für strukturelle Ordnung, klare baukonstruktive Details und eine Selbstverständlichkeit im Umgang mit nachhaltiger Bauweise.

Auch wenn der Sitz des Büros Schulz & Schulz heute in Leipzig ist, sind die Brüder ihren Wurzeln in Witten bei Bochum treu und „denken und fühlen wie Menschen aus dem Ruhrgebiet“, die sie als einfach, direkt und ohne Schnörkel beschreiben.

Bei der Bürogründung im Jahr 1992 hatte Ansgar noch keine Architekteneintragung und Benedikt noch nicht einmal das Diplom. Dennoch machten sich die beiden an große Wettbewerbe, die sie teilweise gewannen, aber noch nicht bauen durften. Nach gewisser Zeit reifte die Erkenntnis, dass neben prestigeträchtigen Wettbewerben auch kleinere Aufgaben wie Erweiterungen und Dachausbauten notwenig sind, um das Bauen zu lernen und langfristig Erfolg zu haben. Mit der Teilnahme am Wettbewerb für den Leipziger Bahnhof 1994, zog das Büro nach Leipzig. Sie gewannen zwar nur den zweiten Preis, fanden jedoch vor Ort eine konkrete Bauaufgabe in der Sanierung teilweise denkmalgeschützter Wohnungen, was sie veranlasste in der sächsischen Metropole zu bleiben. Nach mehr als 2.000 Wohnungssanierungen hatten die jungen Architekten das Bauen gelernt und verewigten ihr Wissen in einer Publikation, die sogar zu einem Lehrauftrag an der TU Karlsruhe führte.

Ihr erster wichtiger Neubau war der zentrale Betriebshof in Leipzig, 1997-2001, den sie als verglaste Werkhalle mit integrierten Büros und einem simplen Energiekonzept ausführten. Die Perfektionisten Schulz & Schulz achteten auf eine penible Trennung von Tragwerk, Hülle und Technik und realisierten das Gebäude aus vorgefertigten Elementen nach einem kostengünstigen „Rohbau ist gleich Ausbau“-Prinzip. Durch die klare Nord-Süd-Ausrichtung wird ein außergewöhnlich hoher Energiestandard erreicht, eine Tatsache, die mit mehreren Umweltpreisen bedacht wurde.

Zur selben Zeit wandte sich das Büro dem Schul- und Sporthallenbau zu. Getreu ihrem Motto „Struktur und Ordnung“, sind in dieser Folge eine Reihe, wie sie selbst sagen, „robuster low-tech Gebäude“ entstanden, die durch ihre klaren Grundrisse und schlichten, aber durchdachten Konstruktionen große räumliche Qualitäten aufweisen. Minimalistische, nahezu zeitlose Gestaltungen bekommen oftmals durch ein einziges Detail, wie ein geschickt gesetztes Oberlicht, ein multifunktionales Kastenfenster oder ein klares Farbkonzept Bedeutung. So wandeln Schulz & Schulz rationale Bauten in Architektur.

Eine – der Bauaufgabe – geschuldete Ausnahme mit weniger strengem Raumkonzept bildet hier sicherlich ihr aktuelles Projekt, der Neubau der katholischen Propsteikirche St. Trinitatis in Leipzig. Umgeben von Brachen und Verkehrsflächen war die städtebauliche Platzierung auf einem wichtigen aber schwierigen Grundstück gegenüber dem historisierenden Rathaus ebenso anspruchsvoll, wie die Neueinbindung der Kirche in eine Stadt mit belastender Vergangenheit. Durch eine intensive Auseinandersetzung mit der katholischen Liturgie konnten die Innenräume ungewohnt, aber dennoch dem Gottesdienst verpflichtet entwickelt werden. Die einladende Offenheit des Pfarrhofs wie auch das bodentiefe Kirchenfenster soll zum Austausch mit allen Leipziger Bürgern anregen. Die Eröffnung ist für 2013 geplant.

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