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Nachbericht | Laura Andreini eröffnete die November Reihe 2017 in London

Sieben Landschaften

Die November Reihe 2017 in London an der UEL School of Architecture startete mit Laura Andreini, Architektin und Mitbegründerin von Archea Associati. Neben ihrer Arbeit in der Firma ist Andreini auch Professorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität von Florenz, stellvertretende Chefredakteurin des Area-Magazins und Redakteurin bei Forma publishing.

Andreini gründete Archea Associati im Jahr 1988 nach ihrem Abschluss an der Universität von Florenz zusammen mit ihren Partnern Marco Casamonti und Giovanni Polazzi. Heute gehören über 100 Architekten an sechs Standorten zur Firma: Mailand, Rom, Peking, Dubai, São Paolo und in der Zentrale in Florenz.

In ihrem Vortrag ging Andreini auf einige der international ausgezeichneten Projekte der Firma ein. Dazu gehören die Antinori Weinkellerei in den Hügeln von Chianti in Florenz, über die viel berichtet wurde und die für den Mies Van Der Rohe Award ausgewählt wurde, die Municipal library of Nembro (Bergamo), und the Ceramic Art City in der Nähe von Liling in der Provinz Hunan, China.

Andreini begann ihren Vortrag, indem sie über die narrative Theorie sprach, die allen Projekten der Firma gemeinsam ist, und indem sie die Idee von Architekt Franco Albini vorstellte, dass es in der Architektur sieben Landschaften gibt, die jedes Projekt leiten und formen können. Es sind dies: die Marktlandschaft, die Community-Landschaft, die Landschaft der Beschränkungen, die Landschaft der Kunst, die Landschaft zwischen Natur und Artifiziellem, die städtische Landschaft und die Gedächtnislandschaft. Sie fuhr fort, jedes der Projekte, das sie besprach, innerhalb eines narrativen Rahmenkonzepts einzuordnen, das auf eine oder mehrere dieser Landschaften Bezug nahm.

Das erste Projekt, das sie vorstellte - 16 exklusive Apartments mit Blick auf den Luganersee in der Schweiz - kann man wohl der Marktlandschaft zuordnen. Dies aufgrund der Tatsache, dass der Auftraggeber keine ebenerdigen Apartments im Projekt wollte, da sich Wohnungen auf diesem Niveau schlecht verkaufen lassen. Das Gebäude ist daher wie eine Brücke aufgehängt. Da die Kosten pro Quadratmeter in dieser Region sehr hoch sein können, weist das Projekt luxuriöse Elemente auf, wie z.B. private Swimmingpools und Sauna.

Die zweite Landschaft, die Andreini mit dem Projekt in Verbindung brachte, ist die Landschaft der Kunst. Die Fassade des Gebäudes ist handgefertigt, wobei Metall zwischen zwei Glasscheiben platziert wurden, wodurch das Wetter ständig das Aussehen des Gebäudes verändert und die natürliche Umgebung des Gebäudes sich darin spiegelt. Ein italienischer Künstler aus Turin wurde auch damit beauftragt, für das Dach des Gebäudes Installationen zu entwerfen. Schlussendlich griff Andreini auf die Landschaft der Natur als drittes Konzept zurück, da die unglaubliche Aussicht vom Gebäude aus auf den See ein charakteristisches Merkmal des Designs des Gebäudes ist.

In deutlichem Kontrast dazu stand das nächste Gebäude, das Andreini vorstellte, ein Wohnhaus in der Region Morumbi von São Paolo, Brasilien. Dieses kann wohl in erster Linie anhand der Community-Landschaft und der Landschaft der Kunst verstanden werden, die das Gebäude umgibt. Da sich das Projekt an einem Ort mit ausgeprägtem Leben auf der Straße und Gemeinschaftssinn befindet, bezog die Firma ihre Inspiration aus dem Straßenbild und beauftragte lokale Künstler, die Fassade des Gebäudes mit Wandmalereien zu schmücken. Die Gedächtnislandschaft spielte auch eine wichtige Rolle, indem das Gebäude dieselbe Höhe, Stockwerkzahl und Struktur wie das Gebäude aufweist, das früher dort stand, aber dieses Gedächtnis wird von einem völlig neuen Design überlagert.

Die Landschaft der Kunst stand ebenfalls Pate bei den neuen Räumlichkeiten der Nembro Public Library in Bergamo, Italien. Es hat die Form eines Bücherschranks von dreifacher Höhe, eingefasst in einer durchsichtigen Hülle und geschützt durch Sonnenblenden, die aus frei rotierenden Büchern aus Terracotta gebildet werden. Dieses Design symbolisiert den Charakter und die Bedeutung des ganzen Gebäudes.

Was die Antinori Weinkellerei betrifft, so ist es die Landschaft zwischen Natur und Artifiziellem, die das Projekt prägte, das in Übereinstimmung mit den Hängen und Konturen der ländlichen Hügellandschaft gestaltet wurde, die es umgibt. Der Raum wurde in den Boden versenkt und sorgt so für ideale Bedingungen hinsichtlich Kühlung und Isolation der Weinkellerei und ermöglicht eine langsame Reifung und Lagerung des Weins, der hier erzeugt wird.

Die Landschaft zwischen Natur und Artifiziellem formte auch das Ceramic Museum in Liling in China, bei dem die Firma eine völlig neue, künstliche Landschaft schuf, modelliert nach Tassen und Vasen, um dem Ort eine kühne und Achtung gebietende neue Atmosphäre zu verleihen. Das Projekt nimmt auch Bezug auf die Gedächtnislandschaft, da es zeitgenössisches italienisches Design und alte chinesische Kultur miteinander verbindet.

Andreini schloss ihren Vortrag, indem sie auf ein Projekt einging, das von der Landschaft der Beschränkungen geformt wurde. Dabei geht es um die Sanierung und Umwandlung einer ehemaligen Lagerhalle für Wein aus dem 19. Jahrhundert, die im Hafenviertel von Triest liegt. Dabei musste ein neues Gebäude innerhalb der historischen Wände des früheren Gebäudes gebaut werden, ohne diese zu berühren, was zu einer unglaublichen Situation und einem innovativem Design- und Bauprozess führte, bei dem zeitgenössische und ererbte Architektur auf eine kühne, neue Art zusammenspielen.

Interview mit Laura Andreini

Das Video finden Sie auf dem YouTube-Kanal der Stiftung.

November Reihe

Die November Reihe mit hochinteressanten Vertretern der zeitgenössischen Architektur gibt es mittlerweile an sechs europäischen Universitäten in Graz, London, Mailand, Paris, Prag und Stuttgart. Die Sto-Stiftung fördert die Veranstaltungen.

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