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Nachbericht | Anh-Linh Ngo bei der November Reihe 2017 in Stuttgart

Hybridisierung

Auch am dritten Mittwochabend gab es im Tiefenhörsaal der Universität Stuttgart nur noch vereinzelt freie Plätze, als Professor Peter Cheret den nächsten Referenten bei der November Reihe 2017 ankündigte: Anh-Linh Ngo vom bekannten Architekturmagazin ARCH+ aus Berlin.

Ngo studierte Architektur an der RWTH Aachen und war DAAD-Stipendiat an der University of Newscastle in Großbritannien. Neben Praxistätigkeiten in Architekturbüros während seines Studiums, arbeitete er bereits regelmäßig für das Magazin ARCH+. Seit 2003 ist er Mitglied der Berliner Redaktion und leitet diese heute zusammen mit Nikolaus Kuhnert. Zudem ist der gebürtige Vietnamese Kurator der Diskursreihe ARCH+ features und des Ausstellungsprojekts ARCH+ displays.

Am Anfang seines Vortrages nahm Anh-Linh Ngo die Themen Krieg und Flucht von Menschen in andere Länder auf. Menschen, die in ihrer Heimat durch Gewalt und Zerstörung keine Zukunft haben werden. Menschen, die ihr Land verlassen müssen, da es keinen anderen Ausweg gibt. Aber schnell machte Ngo, der selbst aus seinem Heimatland fliehen musste, klar, dass es kein theoretischer Abend werden würde. Sondern eine Vorstellung von Projekten vietnamesischer Architekturbüros, zu denen die Redaktion von ARCH+ zwei Hefte veröffentlicht hat.

Mit diesem ernsthaften Einstieg wollte Ngo das Thema Hybridisierung an die Zuhörerschaft herantragen, das den Abend fortlaufen begleiten sollte. Bei seiner Präsentation war es Anh-Linh Ngo wichtig, dass die Projekte nicht als „vietnamesische Architektur“ bezeichnet beziehungsweise wahrgenommen werden. Was er bereits am ersten Beispiel, einer Schule im Võ Nhai District in Vietnam vom Architekturbüros 1+1>2 aus Hanoi, verdeutlichte. Lokale Materialien wie Ziegelsteine und Bambus, der behutsame Umgang mit den Gegebenheiten und das Zusammenspiel zwischen Innen und Außen machen das Projekt einzigartig. Schnell wurde bewusst, dass keinerlei typische asiatische Ornamente oder Symbole im Entwurf aufgenommen wurden. Ein Projekt, das nicht nur in Vietnam realisiert werden könnte, sondern auch an einem anderen, warmen Ort. An weiteren Entwürfen des Büros zeigt Anh-Linh Ngo, wie die Architekten mit Klima umgehen und wie wichtig natürliche Belichtung und Belüftung sind. Dies wird am Kulturzentrum „Ta Phin“ und am Kommunikationshaus „Cam Thanh“ deutlich. Anh-Linh Ngo stellte auch Werke von H&P Architects, wie das „Blooming Bamboo Home“, von Vo Trong Nghia Architects das „Forming Kindergarten“, das Eigenheim und Büro von a21 studio sowie Realsierungen von LVHQ, Tropical Space und Sanuki Daisuke Architects. Alle Projekte werden ausführlich mit Fotos und Plänen in den beiden Ausgaben der ARCH+ präsentiert.

Den Abend über werden verschiedene Bautypologien und Ansätze, mit Vorhandenen umzugehen, gezeigt. Dennoch wird deutlich, wie signifikant der Austausch zwischen Kulturen ist, offen für das „Fremde“ zu sein und wie bedeutsam es ist, eine sogenannte Hybridisierung in der Gesellschaft zu zulassen.

Das machen auch Ngos abschließende Worte klar: „(…) nicht mit einer stilistischen Architektur zu tun zu haben, die meint, eine eigenständige, vietnamesische Architektur zu schaffen. Sondern (eine Architektur), die sich aus den Gegebenheiten, aus gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Bedingungen heraus, zu etwas entwickelt, das Teil einer internationalen Debatte ist und in einem Diskurszusammenhang steht, der für uns als Zeitschrift wichtig ist und auch mir persönlich sehr wichtig ist, dies zu zeigen. Dass wir im Grunde genommen nur in eine Sackgasse gehen, wenn wir wieder anfangen, das Fremde, das Eigene getrennt zu sehen – was dabei herauskommen kann, wenn wir diesen Austausch zulassen, wenn wir diese Formen der Hybridisierung zulassen, haben wir versucht, mit diesen Heften zum Ausdruck zu bringen.“

Interview mit Anh-Linh Ngo

Das Video finden Sie auf dem YouTube-Kanal der Stiftung.

November Reihe

Die November Reihe mit hochinteressanten Vertretern der zeitgenössischen Architektur gibt es mittlerweile an sechs europäischen Universitäten in Graz, London, Mailand, Paris, Prag und Stuttgart. Die Sto-Stiftung fördert die Veranstaltungen.

Pressekontakt

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