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Nachbericht | Aldric Beckmann bei der November Reihe 2018 in London

Dichotomie: Eine architektonische Erfahrung

Die zweite Vorlesung über das Thema Wohnungen an der UEL wurde von Aldric Beckmann gehalten. Beckmann leitet die Beckmann N’Thépé-Agentur in Paris, ein Büro, das er 2002 zusammen mit Françoise N’Thépé gegründet hat und welches seitdem auf 25 Mitarbeiter angewachsen ist. Beckmann hat mehr als 25 Jahre Erfahrung mit der Arbeit an Projekten im Bereich Wohnungen, Kultur, Soziales und Arbeitswelt, sowohl in Frankreich als auch international.

Beckmann gab zuerst einen Überblick über die Lage des Wohnungsbaus in Frankreich, im Gegensatz zur Darstellung des Wohnungsbaus in London, die er in der ersten Vorlesung behandelt hatte. Er betonte die vergleichsweise langsame Entwicklung des Wohnungsbaus in Frankreich, und die rasche Expansion von Städten außerhalb von Paris wie zum Beispiel Bordeaux und Lille, im Vergleich mit der Hauptstadt, wo das Wachstum zum Stillstand kam. Beckmann erklärte die relativ niedrige Belastung, die der Besitz eines Hauses in Frankreich mit sich brachte und die große Rolle des Gemeinschaftswohnungsbaus.

Die Vorlesung trug den Titel „Dichotomie: Eine architektonische Erfahrung“ und Beckmann stellte paarweise Projekte vor, die gegensätzliche Vorgehensweisen verkörperten, z.B. ein raffiniertes Niedrigprofilprojekt, gefolgt von einem unorthodoxen Projekt mit einer starken und individualistischen Antwort auf den Kontext. Er verwendete diese Dichotomien, um hervorzuheben, wie wichtig es sei, sich in der Architektur bei jedem neuen Projekt eine unvoreingenommene Einstellung zu bewahren.

Beckmann begann mit einer Folie von Corbusiers La Maison du Fada in Marseille, welche Hotel- und Geschäftseinheiten enthält, um so ein lebendiges Umfeld zu schaffen. Er sprach sich anerkennend über diese moderne Denkweise in der Entwicklung des Wohnungsbaus aus.

Das erste eigene Projekt, das Beckmann vorstellte, war ein Gemeinschaftswohnungskomplex, der 2007 im Distrikt Massena, einem sozial benachteiligten Teil von Paris, fertiggestellt worden war. Beckmann beschrieb, wie der Komplex in Einheiten mit sechs bis zwölf Stockwerken aufgebrochen wurde und wie eine Komposition von Balkonen geschaffen wurde, um die Form in Teile aufzulösen und gegen die Größe des Komplexes zu kämpfen. Er betonte auch die Bedeutung von zwei großen, gemeinsam genutzten Dachterrassen, die als Antwort auf fehlende Parks und Grünflächen geschaffen wurden, und das tiefe Gefühl der Befriedigung, das er empfand, als er jetzt zu diesen gemeinsam genutzten Flächen zurückkehrte und die heutigen Bewohner dort traf. Der Komplex, der aus braun gefärbten Beton errichtet wurde, von goldener Verkleidung an ausgewählten Seiten betont, ist in seiner Ästhetik unverwechselbar und in der Architekturfachpresse wurde viel darüber berichtet.

Beckmann zeigte anschließend weitere Wohnungsbauprojekte, die derzeit in seinem Büro in Arbeit sind. Sie reichen hinsichtlich ihrer Größenordnung von einem neu errichteten, großen Wohnungsbauprojekt im Bezirk Rosenhügel in Wien bis hin zur Restaurierung von kleinformatigen Wohnraumentwicklungsprojekten in der Rue Leon Frot in Paris.

Immer wieder hob Beckmann hervor, wie wichtig es sei, kreativ auf den Kontext und die Geschichte jedes Standorts einzugehen und die Bedürfnisse der Kunden stets vor Augen zu haben. Bei der Vorstellung der größeren Entwicklungsprojekte beschrieb er, wie man verspielt mit Größe, Höhe, Raum und Licht umgeht und wie wichtig transparente, offene, öffentliche Räume seien. Er zeigte auch Beispiele für die kreative Verwendung von architektonischen Elementen wie Säulen, Balkonen, Farben, skulpturellen Elementen und Folien, um Abwechslung in die Masse eines Gebäudes zu bringen.

Beckmann schrieb es seinem Hintergrund zu, sowohl in Marseille mit seiner starken architektonischen Landschaf, als auch auf dem Land mit der Freude am Licht und an der natürlichen Landschaft zu leben. Dies erlaube es ihm, den Kontrast und die Wichtigkeit von beiden zu genießen. Er beschrieb, wie Malerei, abstrakte Kunst, das Schreiben und die Philosophie seine Arbeit bereichern. Beckmann führte es auch auf den Einfluss des britischen Architekten Will Alsop zurück, unter dem er einige Jahre gearbeitet hatte und der nach kreativer Freiheit in der Architektur strebte. Er forderte die Studenten eindringlich auf, nicht aufzuhören, über Architektur nachzudenken und sich darüber auszutauschen - ganz besonders im Zeitalter des Computerbildschirms.

Programm der November Reihe in London

Interview mit Aldric Beckmann

Das Video-Interview finden Sie auf dem YouTube-Kanal der Sto-Stiftung.

Pressekontakt

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