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Lore Hauck | Eine Reise durch Japan (2/3)

Blog-Beitrag der Preisträger interior scholarship 2015

Lore Hauck. Eine Reise durch Japan; Foto: Lore Hauck

Akustische Wahrnehmungen sind ein räumliches Phänomen Japans. Während wir uns weiter unsere Wege durch Japan bahnen, möchte ich auf ein räumliches Phänomen aufmerksam machen, welches mir hier auf Reisen begegnet ist.

Wir bewegen uns zwischen Stadt und Land, sowie öffentlichen und privaten Räumen, dabei lernen wir Japan auf eine vielseitige Art und Weise kennen. Ein räumliches Phänomen kennzeichnet dabei alle Bereiche des japanischen Lebens: Töne, Klänge und einfache Melodien spielen eine bedeutende Rolle im japanischen Alltag.

Ereignisse werden hier häufig durch akustische Elemente begleitet. So werden einfahrende Züge von eingängigen und freundlichen Melodien angekündigt und sämtliche Haushaltsgeräte lassen nicht nur ein stupides Piepen verlauten, sondern machen mit kleinen Melodien auf ihre abgeschlossene Arbeit aufmerksam. Vor allem der kreative Einsatz von Geräuschen, der in Städten Vogelgezwitscher gleicht und auf dem Land musikalischer landschaftlicher Untermalung, kann der ausgeprägten Höflichkeit und Umsichtigkeit ihrer Mitmenschen gegenüber zugeschrieben werden. So wird stets ein freundlicher Ton angeschlagen, um über Ereignisse zu informieren. Im Gegensatz dazu geht von Spielhöllen ein krachender Geräuschpegel aus, deren Eingänge im wahrsten Sinne des Wortes der Vorstellung eines Höllenschlundes nachkommen. Dagegen erscheinen sogar Verkäufer in einem Geschäft deutlich angenehmer. Diese üben sich in der permanenten Wiederholung von "Herzlich Willkommen und "Auf Wiedersehen", was einem unregelmäßigen Kanon gleicht, welcher zu einem einheitlichen Klangteppich verschmilzt. Dieser steht wiederum in Konkurrenz zur musikalischen Untermalung des Einkaufsvergnügens aus den Lautsprechern. Dieses akustische Schauspiel ist bis in den Straßenraum deutlich zu vernehmen, wodurch die Geschäfte bereits schon dort ihren Platz markieren und besetzen. Wird dafür eigentlich auch Miete gezahlt?

In kleineren Städten und Dörfern sind flächendeckend Lautsprecher aufgestellt. Sie übernehmen mehr als die Rolle unserer Kirchturmuhren. Die Bewohner werden morgens mit einem mehrminütigen Musikstück geweckt, sowie am Mittag und Abend zur Essenszeit gerufen. Darüber hinaus werden die Lautsprecher genutzt, um aktuelle Nachrichten direkt an alle Bewohner zu übermitteln. Diese Soundinstallation vermittelt über eine informierende Ebene hinaus ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, sowie des Umsorgens und spannt dabei ein großes gemeinsames Dach über die Bewohner.

Als weiteres raumstiftendes Element wird Sound auf öffentlichen Toiletten eingesetzt. Durch eine Reihe von Geräuschapplikationen können wahlweise Töne abgespielt werden, um ungewünschte Geräusche zu übertönen. Sie schaffen mehr Privatsphäre durch die Ausbildung eines akustischen Raumes. Weiterhin gibt es Töne, die einem bestimmtem Service zugeordnet sind. So sind in Wohngegenden immer wieder Melodien zu hören, die darauf aufmerksam machen, dass gerade Heizöl oder frischer Tofu verkauft wird.

Geräusche können temporäre Räume und Raumzonen bilden sowie kennzeichnen. In Japan werden Räume und Raumempfindungen verstärkt durch akustische Methoden erzeugt und kreieren so eine buchstäbliche Geräuschkulisse. Der Wahrnehmung akustischer Räume kommt in Deutschland und Europa im Vergleich eine kleinere Rolle zu. Bisher?

Lore Hauck ist Preisträgerin des interior scholarship 2015. Mit dem Stipendium von AIT und Sto-Stiftung werden Innenarchitekturstudenten für ihre Ideen und kreative Denkweisen ausgezeichnet.

"Hauck entwickelte ein Volumen aus Enge, Weite, Licht und Schatten mit dramatischer Zuspitzung. Geschickt inszeniert sie die Verknüpfung verschiedener Sinneswahrnehmungen."

Pressekontakt

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