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Kazuyo Sejima | SANAA | Architektur als Bestandteil der Umgebung | November Reihe 2016 an der Universität Stuttgart

Mit einem übervollen Hörsaal startete die November Reihe in Stuttgart. Kazuyo Sejima zog mit ihrem Vortrag Studenten und Architekten in Scharen an.

1995 von Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa gegründet, steht SANAA für geradlinige und Leichtigkeit ausstrahlende Architektur, die inzwischen in aller Welt vertreten ist. Direkt aus Tokio angereist, stellte die Pritzker-Preisträgerin drei ausgewählte Projekte vor, anhand derer sie ihre Philosophie des Bauens und architektonische Herangehensweise anschaulich erläuterte: Das Rolex Learning Center der École Polytechnique Fédérale im schweizerischen Lausanne, die Inujima Art House Projects in Japan sowie die Anlage von Grace Farms im US-amerikanischen Connecticut. Die Beispiele aus dem Schaffen von SANAA beleuchten nicht nur Architekturauffassung und Arbeitsweise, sondern dokumentieren die stetige Weiterentwicklung von Prämissen. War es anfangs Kazuyo Sejimas Ziel, die Bauten in die Landschaft zu integrieren, gehe es ihr nun vielmehr darum, diese zum Bestandteil der Umgebung werden zu lassen.

Rolex Learning Center, 2014

Kazuyo Sejima nahm die Anwesenden mit auf eine Reise von der ersten Idee zum fertigen Campus – von der allgemeinen Ideenfindung bis zum erfolgreichen Wettbewerbsbeitrag. Anhand analoger sowie virtueller Studien erhielten die Zuhörer Einblick in den arbeits- und materialintensiven Entwurfsprozess. In Bild und Wort schilderte die Architektin, wie sie das geforderte Raumprogramm aus Lehr- und Aufenthaltsräumen möglichst wenig invasiv auf dem Grundstück etablierte und natürliche wie auch bauliche Bezüge der Umgebung aufnahm. Unzählige Formstudien veranschaulichten den Prozess, Konzept und gewünschtes in Einklang zu bringen. Zustimmende Erheiterung löste Sejima mit ihrer Schilderung aus, dass der Versuch, den Anforderungen des Konzepts und konstruktiven Notwendigkeiten mit Hilfe eines Computerprogramms gerecht zu werden, scheiterte: Die eigene Auffassung war mit der des Computers nicht vereinbar. Mit Bildern und Anekdoten zu Bauphase und finalem Bauwerk verschaffte die Japanerin den Anwesenden einen umfassenden Eindruck vom Projekt.

Inujima Art House Projects, 2010

Aufgrund massiver Abwanderung der Bevölkerung infolge einer aufgegebenen Kupfermine bestimmten 2010 verlassene Wohnstätten das Bild der Insel Inujima im Seto Binnenmeer. Wie schon zuvor auf der nahegelegen Insel Naoshima sollte das Potenzial des Leerstandes und die eindrucksvolle Landschaft genutzt werden, um einen besonderen Ort für Kunst und Kultur zu etablieren. Anfangs nur mit dem Entwurf und Bau weniger Galerien in einem Dorf betraut, überzeugten SANAA mit ihren zurückhaltenden, die gewachsene Umgebung und Natur einbeziehenden Ideen. In einer zweiten Phase wurden weitere Grundstücke und verlassene Häuser für das Vorhaben zur Verfügung gestellt, das sich auf ein weiteres Dorf und die Umgebung ausweitete. Anhand der unterschiedlichen Galerien - teils Häuser, teils skulpturale Ausstellungsobjekte unter freiem Himmel - beschrieb Kazuyo Sejima, wie die Kombination aus vorhandenen baulichen Strukturen sowie neuen Materialien Räume und Orte schafft, die nicht nur das Rezipieren von Kunst ermöglichen, sondern auch die Umgebung Teil der Inszenierung werden lässt. Mit dem Erfolg des Projekts weiteten die Architekten ihr Engagement auf der Insel aus und konzipierten unkonventionelle Übernachtungsangebote und ergänzende Räume für die zahlreichen Besucher. Im Rahmen von studentischen Workshops vor Ort entstanden zusätzlichen Angebote, die das Bild des Biotops aus Kunst, Natur und gebauter Tradition vervollständigen.

Grace Farms, 2015

Die gleichnamige Stiftung beauftragte SANAA mit dem Bau eines Mehrzweckgebäudes auf einem ehemaligen Trainingsgelände für Pferde im ländlichen Connecticut. Auf dem weitläufigen Gelände sollte ein Ort für soziale und kulturelle Angebote geschaffen werden. Anhand von Studien und Anekdoten beschrieb Kazuyo Sejima ihr Bestreben, das anspruchsvolle Raumprogramm mit ihrer Prämisse, Architektur als Bestandteil der Umgebung zu entwickeln, zu vereinen. Der finale Entwurf – über das Gelände verteilte Pavillons, die von einer mäandernden Dachkonstruktion zusammengefasst werden – nimmt die vorgefundene Topographie auf und fügt sich in die umgebende Fluss- und Seenlandschaft ein. Bildreich schilderte die Architektin das aufwendige Vorhaben: Mit dem Entwurfsmodell im Gepäck und der Markierung der tatsächlichen Grundrissflächen auf dem Grundstück überprüften die Architekten ihr Konzept vor Ort und legten die endgültigen Positionen fest.

Das Auditorium feierte Kazuyo Sejima, die 2013 die Ehrendoktorwürde der Universität Stuttgart verliehen bekam, für ihren eindrucksvollen und unterhaltsamen Vortrag mit langanhaltendem Beifall. Im Anschluss strömten zahlreiche begeisterte Zuhörer auf die Bühne, um von der Pritzker-Preisträgerin ein Autogramm zu erbitten und sich mit ihr auszutauschen.

Die Sto-Stiftung fördert die Vortragsreihe „November Reihe“, zu der namhafte Architektur-Referenten nach Stuttgart, Graz, Paris, London, Prag und Mailand kommen. Der Eintritt ist stets frei. Wir freuen uns über viele Besucher und regen Austausch zu den Vortragsthemen.

Video-Interview mit Kazuyo Sejima

Das Video finden Sie auf dem YouTube-Kanal der Sto-Stiftung

Jeden Mittwoch im November, ab 19 Uhr, erwarten Sie Werkberichte im Tiefenhörsaal des Hochhauses K2 der Universität Stuttgart. Der Eintritt ist frei.

09. Nov. | Kazuyo Sejima | SANAA | Tokyo

16. Nov. | Piero Bruno | Bruno Fioretti Marquez | Berlin (Ersatzvortrag - Luigi Snozzi fällt wegen Erkrankung aus)

23. Nov. | Farshid Moussavi | Farshid Moussavi Architecture | London

30. Nov. | Alexandre Theriot | Bruther | Paris

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