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Farbe, Licht und Zeit | Steven Holl

November-Reihe 2015 am Politecnico di Milano

Interview mit Steven Holl

Die diesjährige November-Vortragsreihe begann mit Steven Holl, einem amerikanischen Architekten, der intensiv an Projekten auf der ganzen Welt beteiligt ist.

Holl verwendet Farbe, Licht und Zeit zum Gestalten von architektonischen Räumen. Funktionale Organisation und ästhetische Integration verfolgen das Konzept von einzigartigen Elementen, die vom Tageslicht modelliert und durch Strukturen und Farben definiert werden.

In der Architektur gibt es vier Variablen. Während die ersten drei sich auf den Raum beziehen, ist Holl besonders von der vierten Dimension fasziniert: der Zeit. In seinem Vortrag Architecture in Time (Architektur in der Zeit) geht jeder Entwurf auf eines der neun Zeitkonzepte ein, die die Fähigkeit der Architektur beschreiben sollen, die Sinne zu provozieren, anstatt nur reine Architekturobjekte zu sein.

The Sliced Porosity block (2007/2012) in Chengou erkundet Porosität, Stadtleben und Landschaft durch die Definition von Formen, Schattierungen und Schatten, die durch Lichteffekte hervorgerufen werden. Der Gesamtentwurf wird durch die Tageszeiten optimiert, indem jeder Raum mindestens zwei Stunden pro Tag von natürlichem Licht erhellt wird. Die physikalischen Eigenschaften des Lichts, das von Materialien reflektiert und gebrochen wird, erwecken die facettierten Blöcke zum Leben. Inspiriert durch ein Gedicht von Du Fu (713-770), wird der große öffentliche Raum von drei Tälern gebildet, die das tiefgreifende Verständnis für Kultur und Geschichte als Grundlage des Projekts offenbaren.

Das Konzept der Jahreszeit wurde am Knut Hamsun Centre (1994-2009) in Norwegen angewendet. Hier überrascht das Lichtkonzept Besucher mit der besonderen Eigenschaft von totaler Beleuchtung im Sommer und vollständiger Dunkelheit im Winter, was typisch für die subarktische Zone ist. Während von November bis Februar vollständige Dunkelheit herrscht, ist das Tageslicht im Sommer ständig präsent. Aufgrund dieses Konzepts wurde das Museum als “Schlachtfeld unsichtbarer Kräfte” definiert, nachgestellt von Lichtsprüngen. Überraschende Reflexionen erhellen und formen den Innenraum, während die Außenhaut aus geteertem schwarzen Holz besteht. Beim selben Gebäude wird die für Konzeption, Entwurf und Bau benötigte Zeit zu einem wichtigen Aspekt, der berücksichtigt werden muss. Für das Visual Art Building in Iowa (2010) entstanden mehr als 50 verschiedene Prototypen, bis der endgültige Entwurf gefunden war.

Steven Holl ist sich der von spezifischen historischen und kulturellen Bedeutungen durchzogenen Kontexte besonders bewusst. Das zyklische Konzept von Zeit als Möglichkeit, sich zu verbessern, indem Vergangenes angepasst oder Wissen durch neue Technologien und Materialien erweitert wird, führte zum Nelson Atkins Museum of Art (2007) in Kansas. Hier verschmilzt die vom Vorbestand betonte Schwere des Steins mit einem neuen, lichtdurchlässigen Flügel, der Federn symbolisiert. Auf ähnliche Weise ist das Museum of Fine Arts (2012) in Houston Teil einer Architektursequenz, beginnend mit einem klassischen Gebäude aus dem Jahre 1924, das 1954 von Mies van der Rohe erweitert und 2000 von einem Entwurf von Rafael Moneo umgeben wurde. Leuchtende Vordächer und Glasröhren bilden eine Hülle, die das einfallende Tageslicht reguliert und in der warmen Jahreszeit die Erwärmung durch Sonneneinstrahlung verringert.

Dauerhaftigkeit der Architektur

Die Dauerhaftigkeit der Architektur ist eine Metapher, mit der Holl einerseits die Langlebigkeit des Materials beschreibt und andererseits, was es bedeutet, nicht vergessen zu werden. Das Tempeltor von Naxos hat Holl aufgrund seiner jahrhundertelangen Beständigkeit fasziniert, während der Crystal Palace in Paxton (Baujahr 1851, niedergebrannt 1936) oft aufgrund seiner historischen und kulturellen Bedeutung Erwähnung findet.

Lebenszeit ist für Holl eine weitere Art der Zeit in der Architektur. Holl übersetzt das vergängliche Leben, dem alle Dinge unterliegen, in Bögen, Kreise und Kugeln, die das Leben auf das philosophische Konzept der Wiederkehr erheben. Sein Buch Color Light Time (Farbe Licht Zeit) ergänzt diese Liste um den Aspekt der “Lokalzeit”. Holl überlegt, wie er Räume schaffen kann, die an diesen Kontext angepasst sind. Im Maggie’s Saint Bart’s Centre (2012) in London erschafft die Verwendung der Lokalzeit und des Standorts architektonische Räume, die von der Umgebung geformt werden.

Nach einiger Zeit des konstanten Arbeitens mit Tageslicht und Raumproportionen definierte Holl zwei weitere Zeitarten. Die unermessliche Zeit steht für etwas, das erreicht werden kann. Das Projekt der Kapelle St. Ignatius (1994-1997) wird durch einen spirituellen Ansatz betont, der Licht zum Modellieren von Raum verwendet. Sieben Flaschen in einem Steinkasten lenken und streuen das Licht und kreieren durchscheinende Körper, die dem katholisch-jesuitischen Gottesdienst folgen.

Die komprimierte Zeit schenkt der Relativität der Zeit Glauben. Die Gestaltung des Palazzo del Cinema (1990) in Venedig symbolisiert für Holl neue Inspirationen für die Analyse von Lichtverhältnissen zu verschiedenen Zeiten. In Kinos wird die Zeit verzerrt und schafft interessante Blickwinkel, die zur Entstehung der kinematischen Architektur führten. Die Zusammenarbeit mit Jessica Lang für “Tesseracts of Time” führt den Tanz als Zeitvariable ein, erschlossen als Mittel, wie Menschen sich durch Zeit und Raum bewegen.

Steven Holl ist ständig an der Erforschung der Architektur beteiligt. Wie er am Ende seines Vortrags sagte: “Folgen Sie keinen Trends, sondern erstrahlen Sie in Ihrem eigenen Licht”. 

Sehen Sie sich das Interview mit Steven Holl an (Video | 0:45 Min.).

Folgen Sie dem kompletten Vortrag (Video | 47:42 Min.).

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