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ARCH+ Praktikum | Sascha Kellermann | Blog 01/2019

Dilettanten und Geschichte

Sascha Kellermann

Nikolaus Kuhnert ist dieses Jahr 80 Jahre alt geworden. Er ist die zentrale Figur in der Geschichte der ARCH+. Als Chefredakteur und Mitherausgeber hat er mehr als 40 Jahre hindurch Inhalt und Form der Zeitschrift geprägt. Aus diesem Anlass widmet die ARCH+ eine Ausgabe seiner Autobiografie. Darin lässt er sein Leben, sein Schaffen und die Architekturdiskurse der Nachkriegszeit bis heute auf anschauliche Weise Revue passieren. Er berichtet von seiner frühen Kindheit als Sohn einer jüdischen Mutter im NS-Regime, von seiner Zeit an der Universität und der Studentenbewegung, von seinem Einstieg in die ARCH+ Redaktion und von den für ihn wichtigen gesellschaftlichen, politischen und vor allem architektonischen Debatten der folgenden Jahrzehnte.

Für mich also ein perfekter Einstieg um einen umfassenden Überblick über die Geschichte der ARCH+ zu erhalten, die seit ihrer Gründung politische, soziale, technische und kulturelle Diskussionen und Entwicklungen für die Architektur und den Städtebau erschließt. Als besonders aufschlussreich erachte ich dabei ein Kapitel über die Bildpolitik von Oswald Mathias Ungers in seinem Entwurf für den Frankfurter Paulsplatz. Vor dem Hintergrund aktueller Diskussionen um „Rechte Räume“, die in ihrer Polemik und Polarisierung zum Teil eine differenzierte Betrachtung vermissen lassen, konzentriert Nikolaus Kuhnerts in diesem Beitrag zu Ungers Entwurfsstrategien und der Frankfurter Stadtpolitik der 1980er-Jahre auf die Ursprünge einer sich immer reaktionärer artikulierenden Architekturauffassung. Mit dem Ausklammern von sozialen und politischen Implikationen und einer Zuspitzung von inszenatorischen Aspekten erschließt dieser Entwurf die „gute alte deutsche Stadt“ für ein neoliberales Stadtmarketing.

Eine Kernaufgabe der ARCH+ ist der Wissenstransfer, nicht nur auf inhaltlicher, sondern auch auf formaler Ebene. Genau darum ging es in der heißen Phase kurz vor der Fertigstellung der Heftproduktion. Und genau hier stieg ich in mein Stipendium ein. Es musste die Faktentreue aller Texte akribisch kontrolliert werden, schließlich versammelt der Text persönliche Erinnerungen und gesellschaftliche Diskurse der letzten 80 Jahre. Parallel dazu begann die Bildrecherche für die einzelnen Kapitel, die manches Mal archäologische Züge trägt. Hier begibt man sich auf die Suche nach dem passenden Bild, durchwälzt Bücher und durchforstet das Netz bis man das fotografische Juwel gefunden hat, welches den Text am besten unterstützt.

Neben der Arbeit an der Ausgabe für Nikolaus Kuhnert bin ich nun mit der Konzeption und Produktion der ARCH+ Ausgabe für das Frühjahr 2020 betraut. Diese Ausgabe entsteht in Zusammenarbeit mit Dennis Pohl und befasst sich mit der Infrastruktur Europas. Doch dazu bald mehr.

Sascha Kellermann studierte Architektur an der TU Dresden, arbeitete in Architekturbüros in Zürich und Berlin, ist Redakteur des Online-Magazins kritisch-lesen.de. Im Rahmen seiner Arbeit zu europäischen Grenzregimen entstand der Dokumentarfilm „Am Rande Europas“.

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