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ARCH+ 2022 | Abschlussbericht Paul Barth

Hier lest ihr den Abschlussbericht von Paul Barth zu seinem ARCH+ Stipendium von März - August 2022.

Ich wohne die zwei letzten Monate meines Stipendiums im Haus meiner Eltern, in einem Vorort Luxemburgs. Ich arbeite oft im Garten, im Hintergrund rauscht die Autobahn, etwa 40% aller Arbeitnehmer*innen pendeln aus dem Ausland ein, zwei Drittel kommen und gehen mit dem Auto. Zusätzlich führen viele Unternehmen ihren gewerblichen Transport durch Luxemburg, da hier die Kraftstoffe etwa 20% günstiger als in den Nachbarländern sind, ihr Verkauf macht über 7% der Gesamtsteuereinahmen des Landes aus. Riesige Tank- und Raststationen prägen eine stark zersiedelte Landschaft. Seit der Corona-Pandemie arbeiten laut dem Quality of Work Index der luxemburgischen Arbeitnehmerkammer 2021 jedoch 22% der deutschen Pendler*innen, 28% der französischen Pendler*innen und 31% der in Luxemburg ansässigen Arbeitnehmer*innen nun mehrmals die Woche von zu Hause. Im Garten beantrage ich die Bildrechte für die englische Ausgabe der bereits 2021 publizierten Arch+ 246 “Zeitgenössische feministische Raumpraxis”, in der aktuelle intersektional-feministische Praktiken in den zeitgenössischen räumlichen Disziplinen beleuchtet werden. Sie folgt als erst zweite Ausgabe über feministische Praktiken der Raumproduktion der 40 Jahre zuvor publizierten Arch+ Nummer 60 “Kein Ort, nirgends – Auf der Suche nach Frauenräumen”, das auf den Kämpfen der Zweiten bzw. Neuen Frauenbewegung aufbaute, sowie ihrer grundsätzlichen Kritik des Produktionsparadigmas der Moderne, der räumlichen Trennung der Sphären der Produktion und der Reproduktion (von Arbeitskraft). Zentrale Forderungen waren ebenfalls der Abbau geschlechterspezifischer Diskriminierungen, sowie die gleichberechtigte Teilhabe von Architekt*innen und Raumplaner*innen in Entwurfs- und Planungsprozessen. Um den Wandel und heutigen Stand des Berufsfeldes geht es auch in der Ausgabe Nummer 251 mit dem Arbeitstitel “The Office Issue”. Sie untersucht die Produktion der Architektur im Spannungsfeld ökonomischer und gesellschaftlicher Werte. Für diese Ausgabe arbeitete ich an einem Glossar, welches den Einfluss des Staates auf die Vergütung von Architekt*innen skizziert, und bereitete Interviews mit unterschiedlichen Büros vor. 

Im Hintergrund rauscht die Autobahn, und ich denke unweigerlich an das Heft Nummer 248 „Stuttgart – Die produktive Stadtregion und die Zukunft der Arbeit“, bei dem ich die ersten vier Monate in den Redaktionsräumen der ARCH+ in Berlin, in denen auf gleicher und kleiner Fläche gearbeitet und gewohnt wird, mitwirken durfte. Die Massenmotorisierung und das Produktionsparadigma der Moderne haben auch die Region und die Stadt Stuttgart räumlich stark geprägt. Die seit der Pandemie normalisierte Heimarbeit, digitale Transformationen und robotisierte Fabrikationen, sowie die Notwendigkeit einer Dekarbonisierung und neuer Mobilitätskonzepte verändern Produkte und Produktionsweisen. Das Heft fragt nach den Potenzialen, wie auch den räumlichen und gestalterischen Herausforderungen einer dezentralen Neuverteilung der Arbeit im Raum. Ich durfte Interviews und Essays inhaltlich und sprachlich bearbeiten, sie in Folge auch bebildern.  

Ich danke der gesamten Redaktion für die schöne Zeit! 

Paul Barth studiert Architektur an der ETH Zürich und ist Studentischer Hilfsassistent am Lehrstuhl station+ der ETH Zürich. Zuvor studierte er in Wien und arbeitete in Büros in Luxemburg und Zürich. Paul interessiert sich für Sprache als politisches Instrument raumplanerischer und architektonischer Gestaltung. Von 1.3. bis 31.8. war er als Sto-Stipendiat bei der ARCH+.

Die Abschlussberichte werden von den Stipendiatinnen und Stipendiaten selbständig erstellt.

Pressekontakt

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